Abkürzungen:
Kirchenbuch (Kb)
* - Geburt / Taufe
Kb-Eintrag liegt vor
† - Tod
Kb-Eintrag liegt vor
∞ - Heirat
Kb-Eintrag liegt vor
ca. * /
∞ / †
Datum
errechnet / geschätzt
Orte
GrZ - Groß Zünder
KlZ - Klein Zünder
Währung
Rt - Reichstaler
Gr - Groschen
Pf - Pfennig
Sonstige:
Hfb: Hofbesitzer
Braune Schrift: Ergänzungen /
Bemerkungen RMG Unterstrichen =
Link |
-
Tobias Colerus
* ca. 1622, † 08.01.1676, begraben am 16.01.1676
"... gewesener ??? Prediger allhier zu Groß u. Klein Zünder
18 Jahr weniger 12 Wochen, und vorhin gewesener Prediger 9
Jahr zu Lötzkau ... " (Letzkau)
Sein Ölbild hing in der Kirche.
In den Kb von
Letzkau und GrZ ist jeweils
nachträglich nach dem Namen Tobias Colerus "Noribergensis"
eingefügt worden, er mithin aus Nürnberg stammt. Rhesa
(1834), Nr.8, verortet Colerus auch in Nürnberg; ob auf der
Basis der beiden Kb oder anderer Quellen ist unbekannt. In
Nürnberger Kb erscheint der Name "Koler" häufiger.

Tobias
Colerus bei Weichbrodt 1986, Tafel Köhler, Köller, Keller:
Aus der Darstellung wird nicht klar, wen sie als Vater von
Tobias Colerus ansieht: Der Prediger Salomon Colerus, der
1621 Susanne Weiß heiratet? Dieser ist von 1603 bis 1625 in
Schönbaum tätig. Dann wäre dies der Geburtsort
von Tobias Colerus.
Der
Feldwebel Conrad Colerus,
Weichselmünde, heiratet 1610 und bekommt
anschließend Kinder, von denen der Sohn Johann 1650 in
Schidlitz heiratet. Warum Conrad Colerus 1622
mitten im Krieg mit der Familie in Nürnberg sein sollte
erscheint momentan begrenzt eingängig.
Katechet in
Sperlingsdorf ab 1642, ab 1649
Prediger in Letzkau, von 1658 - 1676
in GrZ
Wessel (1926), S. 22 ff über die Zeit
von Tobias Colerus in
Sperlingsdorf:
"... denn noch im Jahre 1746, seinem letzten
Lebensjahre, lehnte er [Andreas
Wessel, Kapellenvorsteher in Sperlingsdorf] ein
Gesuch des damaligen Schulmeisters und Predigtamtskandidaten
Tobias Colerus ab, der sein allerdings recht geringes
Einkommen dadurch verbessern wollte, daß ein zweiter Umgang
mit der Tafel in der Kapelle für ihn eingeführt werde. In einem Bittgesuch an den Bürgermeister und Werderschen
Amtsverwalter aus diesem Jahre führt Tobias Colerus aus, daß
die Nachbarn nur 7 oder 8 Kinder zu ihm in die Schule
schickten und ihm für jedes Kind nur einen Dreipölcher
wöchentlich zahlten, dabei auch noch die Wochen lediglich
nach den Tagen zusammenrechneten, an denen die Kinder in der
Schule gewesen wären. Andreas Wessel und die übrigen
Nachbarn erklärten dagegen bei einer bezüglichen Anhörung
dem Bürgermeister gegenüber, daß der Schulmeister bei ihnen
außer der Nachtafel zu guter Gebühr etwas bittlich noch
nicht nachgesucht hätte. Im übrigen wäre er nicht fleißig
bei der Jugend, sondern oft und viel von dieser weggegangen
und hätte die Kinder sich unter einander verhören lassen.
... ... Der Obrigkeit bleibe es trotzdem unbenommen, wegen der
Schulversäumnis zu eifern und zu ahnden. Dahingegen solle
auch der Schulmeister gehalten sein, die Jugend fleißig zu
unterrichten, seines Dienstes treulich zu warten und nicht
so viele Tage von den Kindern wegzubleiben, mit der
Verwarnung, „wo darüber geklaget würde, er sein Abenteuer
dafür auszustehen und der Obrigkeit Einsehen sich zu
vermuten hätte. Was die begehrte Verbesserung anbelange,
weil er nichts aufzulegen hätte, was ihm zu Steuer kommen
möchte, möge er nochmals bittlich und gebührend bei den
Nachbarn vorstellig werden, welche auch ermahnet wurden, die
Gütigkeit nicht ganz aus dem Herzen zu setzen, sondern dahin
bedacht zu sein, daß dennoch ihrer Kinder Schulmeister
notdürftige Unterhaltung gegönnet und gereichet werde, damit
er sich mit genauer Not durchbringen möge." Letzteres ist
Herrn Tobias Colerus auch sicher und wie ich annehme besser
als bloß notdürftig gelungen; er war später Prediger in
Letzkau, weiterhin in Gr. Zünder, und bekundete sich dauernd
als guter Rechner."
Praetorius (1760), S. 48, Liste
der Prediger von Letzkau:

Bzgl. des "kaiserlich
gekrönten Poeten" siehe
Wikipedia: "Dichterkrone".
Leider gibt Praetorius keine Quelle für seine Information
an; Rhesa (1834) erwähnt den
"Poeta laureatus" nicht. Rätselhaft ist, wer Tobias Colerus
den Titel erteilt haben könnte - Danzig hat mit dem Kaiser
nichts zu tun.
∞ ca. Anfang 1649 in
??? mit Cordula Maun * ca. 1633, lt. Sterbeeintrag 23 Jahre, †
Letzkau 10.08.1656 - an den Pocken,
"im Ehestand gelebet 8 Jahr 29 Wochen".
Dann heiratet sie im Alter von 15 bis
16 Jahren, was im Werder eher ungewöhnlich ist.
4 Kinder, davon >5 Jahre: 2 1) Cordula, *
Letzkau 08.11.1649,
∞
04.10.1667 mit
Philippus Tautenius, ab 1660 Prediger zu
Wossitz, ab 1670 in
Wotzlaff, †
Wotzlaff 26.09.1680
Q: Kb Wotzlaff, Rhesa (1834), S. 113
und 115 2) Tobias, *
Letzkau 31.08.1651,
†
Letzkau 12.04.1652
Im Sterbeeintrag heißt es bzgl. des
Alters "1 Tag und 13 1/2 Stunden". Es gibt jedoch weder
einen anderen Sterbeeintrag für einen Tobias noch einen
Taufeintrag für einen im April 1652 geborenen Tobias.
3) Susanna, * Letzkau 04.11.1652, † 28.08.1656
(Eintrag auch in
Letzkau)
- an den
Pocken 4) Tobias, * Letzkau
08.04.1655
∞ Danzig, St. Bartholomei, 30.07.1658 als Witwer, Eintrag GrZ, mit
Christina Zwikker * -, † - Eltern: Salomon
Zwikker, * Schadwalde, † Danzig 1658, Rector zu St. Catharinen in der Alten
Stadt, & Barbara, * ca. 1598 in Danzig (?), † Käsemark 14.10.1671,
Eintrag GrZ
(Q:
Weichbrodt 1986)
2 Kinder, davon >5 Jahre: 2 1) Johann Friedrich, * 31.03.1660 2) Nathanael, * 28.11.1662,
† 29.12.1681
Christina Colerus, geb. Zwikker, heiratet nach dem Tod ihres
Mannes 1676 - nicht in GrZ - einen Baunörsdorff (?). Dieser hält anlässlich der
Beerdigung des Stiefsohnes Nathanael Colerus 1681 in GrZ den
"Leichsermon".
Hartwich (1722), S. 199 f: "Zu Groß-Zünder / lebte damals noch
Tobias Colerus, und Constantinus Schütz / der Anno 1676
ankam aber Anno 1680 nach St. Cath. und her nach nach St.
Marien in die Stadt genommen wurde."
-
Konstantin Schütz (Constantin)
Prediger von 1676 - 1680
* Danzig 14.09.1646, † Danzig 11.04.1712
Akademisches Gymnasium in Danzig,
Studium in Königsberg, Wittenberg, Leipzig und Jena,
Vertreter des Pietismus
Ab 1680 ist er in Danzig in St. Catharina tätig, dann in St.
Marien.
∞ Danzig ca. 1681 Anna Euphrosina Schmiedt, 7 Kinder
Mehr über ihn bei
Rhesa (1834), Nr. 9
-
Nathanael
Berendt
Prediger von 1680 -
1699
* Danzig 27.07.1644, † 26.07.1699, begraben in St. Marien in Danzig, Sterbeeintrag GrZ am 04.08.1699
Universitäten Rostock und Wittenberg 1666 - 1671
Im September 1680 als Pfarrer nach Groß Zünder berufen, am
26. ordiniert und am 29. eingeführt.
Eltern: Nathanael Berendt, * 1616, † 1663, Brauer, 1651
Altstädtischer Schöffe, & Cordula Polan
Mehr über ihn bei
Rhesa (1834), Nr. 10 und
Weichbrodt 1986
∞ Danzig 22.04.1681 mit Elisabeth Heymann (Heidemann, Heimann)
* Danzig 20.03.1648, † Danzig, St. Marien,
24.09.1701
Eltern: Philipp Heymann, Kaufmann in Danzig, & Elisabeth
Borgmann
(Q:
Weichbrodt 1986)
4 Kinder, davon >5 Jahre: 1
1) Nathanael; * 17.03.1682, ~ 23.03.1682, † Danzig
05.08.1739
(St. Marien), Dr. med.,
∞ Danzig, St. Marien, 11.04.1709 mit
Elisabeth Schultz,
* 1684, Vater Georg Schultz
∞ Danzig 17.11.1711 mit Konstantia Leban
Schwarz, F.: Danziger Ärzte im 16. -
18. Jahrhundert:
146. Berendt, Nathanael ... Studium in Halle, hier promoviert
1709. Dann
praktischer Arzt in Danzig, ging 1711 nach Thorn, kehrte aber
im folgenden
Jahr nach Danzig zurück.
∞ Danzig 17.11.1711 mit Konstantia, Tochter des Jacob Leban
(† 02.01.1758,
alt 74 Jahre 3 Monate). Sein Sohn Theodor, ~ 30.01.1714 (St.
Marien) war der
Vater des Dr. med. Nathanael Behrendt, * 1756, ... und
Großvater des Dr. med.
Georg Karl Berendt ..."
2) Phillip Gottfried, * 07.07.1683, † 26.07.1686 - "in der
Stadt
begraben"
3) Benjamin Gottlieb, * 23.09.1686, † 06.03.1692 - "in der
Stadt
begraben"
4) Cordula Elisabeth, * 03.10.1689, † 01.03.1690 - "in der
Stadt
begraben"
Q. u.a.: Moeller (1977)
Hartwich, S. 207 f: "In Groß-Zünder war noch Nathanael
Berent, denn er starb erst hier Anno 1699. Im folgenden
1700ten Jahr wurde aus Giscau [Gischkau], von der Danziger Höhe hieher
versetzt / Philippus Fabricius, als er aber Anno 1709 nach
St. Jacob in die Stadt beruffen wurde / kam von Hela in
seine Stäte David Schmiedt."
-
Philipp
Fabricius (Philippus, Fabricius = lateinische From von
Schmidt)
Prediger von 1700 -
1709
* Stettin 1644, † Danzig 06.09.1714 Laut Liste im Kb
Gischkau sowie
Rhesa
(1834), Nr. 11, ist Philipp Fabricius
dort Prediger von 1679 bis 1700. 1709 wird er von GrZ nach
Danzig auf St. Jacob berufen.
∞ Danzig 04.03.1683, Eintrag im Kb
Gischkau, mit Anna
Maria Bitzlast (?)
* -, † -
Eltern: Heinrich Bitzlast (?)
Der Eintrag ist mehrfach gekreuzt
durchgestrichen; vermutlich, weil er an dieser Stelle
zeitlich falsch
ist. Die Tochter Dorothea Maria wird im April 1682 ehelich
geboren. Mithin findet die Heirat eher am 04.03.1681 in
Danzig statt. Philipp Fabricius trägt seine Heirat in das Kb
seiner Kirche Gischkau ein, stellt fest, dass der Eintrag
unter dem Jahr 1683 seltsam aussieht und streicht ihn
wieder aus.

2 Kinder, davon >5 Jahre: 1 1) Dorothea Maria, *
Gischkau
16.04.1682, ∞
Neuteich 14.09.1700 mit
Christoph Jacobi, Pastor Der Vater Philipp Fabricius ist als Pastor in GrZ angegeben.
Rhesa (1834), S. 181 (Liessau)
und S. 206 (Neuteich): Christoph Jacobi, 1698 / 99 in
Liessau, von 1699 bis 1741
in
Neuteich * Falkenau, Ostpreußen ca. 1675, †
Neuteich 23.08.1742 2) Sohn, * ?, †
Gischkau
13.02.1684 Auch dieser Eintrag ist kreuzweise
durchgestrichen;
eventuell findet das Begräbnis in Danzig, St. Katharinen,
statt. Einen Taufeintrag gibt es nicht in
Gischkau.
∞ vor 1700 in Danzig (?)
Catharina Elisabeth Hein
* -, † -
Sie wird 1706 im Inventarium als
Spenderin und "hertzgeliebte Ehegenoßin" von Prediger
Philipp Fabricius aufgeführt.
-
David
Schmidt Prediger von 1709 -
1728, vorher ab 1705 auf Hela * Stolpe ca. 1645 , † 23.03.1728
Siehe
Rhesa (1834), Nr. 12
Johann Moneta, sein Nachfolger, im Kb:
"... ist ... David Schmidt aus seinem mühseligen Leben von
Gott abgeführt worden den 23. Mertz ao 1728 und ist am 5.
April alhier mit einer Leichenpredigt ... zu Grabe gebracht
worden den 6. April ... begraben in der großen Kammer, unter
dem größeren Stück in der Mauer ..."
Krankheitsbedingt ist
David Schmidt in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr in
der Lage, das Kb ordnungsgemäß zu führen. Von April 1723 bis
1728 liegt dieses nur in Zettelform vor. Die Taufen, Heiraten
und Begräbnisse sind chronologisch hintereinander gelistet,
wobei der Verdacht besteht, dass einige Einträge fehlen.
Lt. Wessel (1926) spielt David Schmidt 1726 keine rühmliche
Rolle in einem
Hexenprozess.
∞ Hela ca. 1705 mit ???,
Witwe von Gottfried Kotzer / Kotzerus
Gottfried Kotzerus, "Kaiserlich gekrönter Poet, war
zuerst Pastor zu Heiligen Hagen im Mecklenburgischen, wurde
1702 hierher [Hela] berufen und blieb auf dieser Stelle, bis
er im 34. Jahre seines Alters starb" -
Rhesa (1834), S. 127
25.10.1709 in GrZ: Tod von David Schmidts Stiefsohn Georg Detloff
Kotzer, 11 Jahre
19.12.1711 in GrZ: Tod von Sophia Elisabeth Schmidtin,
Tochter von David Schmidt, geboren lt. Sterbeintrag am
07.01.1709, vermutlich in Hela.
22.11.1716 in GrZ: Heirat von David Schmidts Stieftochter Anna
Eleonora Kotzer, Tochter von Gottfried Kotzer ... auf der
Insel Hela, mit Johann Gottfried zu (?) Wubenheim (?),
Feldprediger bei dem Anspach-Schmattauschen (?) Tragouner
[Dragoner] Regiment
18.11.1718
in GrZ: Tod von David Schmidts Stiefsohn David Georg Kotzer
Ob David Schmidt und seine Frau in
Hela
weitere
Kinder bekommen haben ist unbekannt; in GrZ auf jeden Fall
nicht.
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