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Chronik Anno 1745 |
Anmerkungen |
Januarius d. 1. Abends zwischen 9 u. 10 Uhr sah man
in der Lufft eine stille Licht- und Feuerkugel, recht in der Gestalt
einer strahlenden Sonne, daß man sie gleichsam eine Nacht-Sonne heißen
könte. Ferner hörte ich zwischen 3 und 4 in der Nacht unter vollem Regen
einen großen donnerschlag.
d. 10. Abends gegen 11 Uhr sah man am Himmel einen
lichten Streif über den gantzen Horizont von Osten nach Westen an den
Enden nach dem horizont zu gespitzet: in der Mitte aber war breiter, u.
wie das erste Viertel des Mondes anzusehen: und hat wie das Bogenlicht
v. 1743 d. 19. Mertz gestaltet; nur nicht so lang dauernd, aber noch
heller. |
In blauer Schrift: Nachträge am Rand
von Prediger Johann Moneta
Anmerkung Matthias M:
Entweder handelte es sich hier um eine etwas besondere
Gewittererscheinung, oder aber um bestrahlte Verunreinigungen der
Stratosphäre ausgelöst durch den Vulkan Cotopaxi in Ecuador, der vom Mai
1744 bis Dezember 1744 ausbrach-
Wikipedia: Cotopaxi |
d. 15. Paßirten hir 15 Mann Preußl. Husaren von dem
Schwartz Regiment oder den sogenannten Todten-Köpfen durch und tags
darauf als |
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d. 16 kamen hir 100 Mann Preußl. Soldaten nebst
ihren Ober- und Unterofficiers vom Puttkammerischen u. Rederischen
infanterie-regiment zu Nacht ins Quartier u. zehreten von ihr Geld u.
escortirten 4 millionen Gelder des Königes herauff. Hernach kamen sie
wiederumb auf zu Nacht alhir ins dorff und nahmen hir quartier. |
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Februar d. 1. Zu diesem Tage zu Abend hat ein Knecht
auß Großzinder Isaac Mielke, in
Gremlitz woselbst er zur Mühle gewesen, nachdem er sich mit einem andern
im Kruge daselbst gehauet, auß innerlicher Boßheit, weil er sich an ihm
als einem stärkeren nicht rächen konte; sich selber den Hals
abgeschnitten u. zwar die Gurgel halb durch u. den Schlund aber nur ein
gar klein Löchlein. Nun ward ihm die That wol sogleich leyder u. warff
das Meßer desweg von sich; geht auch mit dem offenen Hals so die gantze
Nacht über in der irre herum, biß auf den halben Weg nach Dirschau zu,
da er am 4. Febr. des Morgens denn siehet, wo er ist; drehet also nach
Stüblau umb, geht in die Kirche zur Betstunde und begehret zum hl. Pred.
in der Sacristey das H. Abendmal, welches ihm aber hl. Hansch,
weil er ihn vor einen unsinnigen hielte u. seine wunden die er nur mit
dem Halstuch überbunden hatte, nicht sah, nicht reichen wolte, sondern
zu mir, als seinem ordentlichen Prediger verwieß. So ging er denn von
Stüblau weg u. kam des tags über Woßitz hirher gegen 5 Uhr zu Großzinder
an, u. kehrte bey seiner Wäscherin ein, u. begehrte zu eßen, weil ihn
hungerte, maßen [?] er in 1 1/2 T. nichts gegessen hatte. Wie ich nun
solches vernommen, verfügte ich mich sogleich zu ihm, nachdem man seine
Wunde, die aber schon kaltbrandig war, in etwas gereinigt und verbunden
hatte: u. weil ich / nachdem ich sein gewißen mit Gottes Wort erschreckt
u. gerühret / eine wahre Reue über seine begangene Sünde bey ihm
vermerket, denn er bezeigte mehr als einmal, sie sey ihm leyd auch NB.
recht sehr, er auch zu dem beständig hoffete Gott werde ihm nach seiner
Barmhertzigkeit diese u. alle seine Sünde umb Christi willen vergeben,
u. seiner Seelen gnädig seyn: wie er denn solches alles von hertsen
glaubete, u. seinen feinden auch vergeben wolte, im übrigen auff Gottes
Gnade leben und sterben nach Gottes willen: daß ich also weiter keine
Hinderniß fand ihn nach seinem letzten Verlangen das H. Abendmal zu
reichen. Daraufhero nachdem er seine ordentl. Beichte auß dem
catechismus in aller Anwesenden Gegenwart verständl. deutlich u.
andächtig nach seiner Art hergebetet, u. ich ihn darauf auch auß Gottes
Wort getröstet hatte, überdeß er auch seinen guten Verstand u. Sinne
hatte, auch recht vernünftig u. noch zimlich stark redete, endlich noch
ordentlich eßen und schlucken konnte, wie sonst ein Mensch; so
communicirte ich ihn dann in Gottes Nahmen, u. er genoß das H. Sacrament
auch er deutlich, wirklich u. wie auß xstl. Liebe zu hoffen auf seelig
u. dabey in allen Dingen gantz andächtig. Nach dieser f. Handlung betete
ich noch mit und über ihn, segnete ihn endlich ein und ging von ihm,
abends zwischen 8 und 9 Uhr, und überließ ihn denn Gottes Gewalt. Da
veränderte sich denn sein Zustand bald darnach merklich, daß sein
Verstand zusehens abnahm u. seine Stimme schwächer wurden u. er sich
nach Mitternacht gleich in die Stille begab; biß er zwischen 3 und 4 Uhr
früh am 5. Febr. unter einem tiefen Seufzer gantz stil todt blieb:
nachdem er in dem Zustande biß auff den 3ten Tag zu jedermanns erstaunen
gelebet, u. mit dem offenen Halse Tag und Nacht in einem weg, auch in
der großen Kälte, solche weite Wege gegangen war. Aber Gott hat sein
Leben so lange recht augenscheinl. gehalten; biß er nach Gottes
Barmhertzigkeit erst seine Seele retten konte, u. er ein Wunder Göttl.
Güte in solcher extremen u. schächermäßig [?] Bekehrung wurde. Darauff
ward er d. 6. Febr. auf Obrigkeitl. Einwilligung, auff dem Kirchhoff an
der Mauer, Nordostwerts jedoch nur gantz in der stille verscharrt und
begraben. |
Gergen Ludwig,
Nachbar
Hof GrZ 14 und Krüger
Rhesa 1834: Stüblau
"11. Constantin Friedrich Hansch, zu Danzig geboren 1686den 11. Mai,
wurde 1719 den 14. Febr. berufen ... Er starb 1751 den 6. März |
Martius d. 21. Domin. Oculi hat ein Ehrw. Werdersch.
Ministerium von hl. Carl Gottfr. Heinium, Prediger in Letzschkau,
seiner anhaltenden Kranckheit wegen, das vicariat zum erstenmal zu
predig. angefang., auf die Art, wie es beym seel. hl. Habeln geschehen;
yf. p. 32 d. 12. Febr. |
siehe unten |
d. 30. Vormittags umb 11 Uhr ging die Weixel
[Weichsel] loß, u. verstopfte sich beym Heringskruge, und wiewol sie
Gottlob! nicht außriß, sondern sich wieder lösete; so setzte sie doch
die gantze Nährung, Heubude, den Holm u. confinia gantz unter Waßer,
ergoß sich auch beym Poln. Haken in der Stadt über die contre-Scarpe in
die Mottlau und Stadtgraben, und lief auch über den Englisch. Damm, daß
also Konigshoff, Langgarten / wo es biß in die Kirche theils kam [d.h.
in die St. Barbarakirche] / Niederstadt usw. voll Waßer wurden. Die
Mottlau schwellte sich auch sehr auff, daß das Waßer nicht allein über
die Lange Brücke auff dem Fischmark, in alle Waßergaßen, ferner auff die
Bastadie und weiter hindrang; sondern auch in die Waßer Speicher wol
halbes Mauers tief rannte, da denn viel Saltz verdarb ja wegschwamm,
denn es zu nächtlicher Zeit sich alles zutrug, da Niemand wehren konnte.
Ehe nun dies alles geschah, ließen sich d. 30. Morgens in den Weßlincher
[Weßlinker] Feldern sehr große weiße Schwäne sehen, u. Niemand wußte
woher u. wohin sie kamen. Sonst sind auch im Werder von unten biß oben
ale Graben, Vorfluchten und legefelde vol u. unter Waßer, die Mottlau
hat Naßenhuben, Landau, Grebin, Müggenahl, Nobel, Emauß, Bürgerwald, das
Bauamt, Neuendorff mit ihrem Uberlauff berennet, und die Radaune,
Praust, St. Albrecht und die Cladau aber den gantzen Bruch einer seits;
andern seits die Ganß und die Belau desgleichen. Ja von Dirschau biß
Thorn hat die Weixel 2mal außgerißen und bey Thorn das dorff Gurske
meist gantz weg geschwemmt u. ruiniret: und die Nogat hat gleichfalls
2mal außgerißen, u. alle innseitigen Werder gäntzlich überschwemmt, daß
man also allenthalben nichts als lauter Waßer sehet. Gott bewahre für
mehr Schaden! |
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Majus d. 16. Domin. Quantate that eine Hure u.
DienstMagd auß Großzinder von Pet. Schultzen, Namens Cornelia
Gruschin, offentl. Kirchenbuße, indem sie sie keine Geldstrafe
erlegen konnte: der Kerl Matthias Witte, ein Knecht auß GroßZinder, der
sie verhuret hatte, war inzeiten davon gelauffen. Tags darauf ward die
Hure, als wie die vorigen alle ebenfalls, auff Bürgermstl. Befehl des
Dorffes verwiesen. |
Peter Schultz, * 1683
Nachbar
Hof GrZ 08
Eine Cornelia Gruß wird 1718 in KlZ
geboren, Eltern: Gergen & Anna. Sie könnte mit der Cornelia Gruschin
identisch sein. |
Julius d. 23 Hat Ehrw. hl. Johann Benjamin
Engelken als ältester Werder functions Herren, wegen Schwachheit mit
des hl. Brg.Mstr. von Diesseldorff, die interims administration des
Werders ordentlich übertragen, welcher denn tags drauf desfals auch
seine erste audience gegeben. |
VFFOW - Danziger Tafeln: Engelke
von Dorothea Weichbrodt (1986)
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d. 28. In der Nacht nach 12 Uhr bald starb der
bißherige Werdersche Administrator u. BrgMstr. hl. Johann Gottfried
von Disseldorff im 77. Jahr des Alters, und der bürgermstrl. Würde
im 26sten; u. der Werderischen Administration im 4ten Jahr und 4ten
Monat: welches gleich tags drauff dem Dorffschultzen angedeutet worden;
wesweg den 30. mit dem Geläute alhir wie gewöhnlich, als dem ersten Tag
nach seinem Tode 2 Stunden lang geläutet worden, nehml. von 10 - 12 Uhr
Vormittags, damit denn täglich eine Stunde lang von 11 - 12 Uhr biß an
den Aug. ist continuiret worden. Bemeldten 15. Aug. als Domin. 10. p.
Trin. wurde ihm auf Obrigkeitl. Verordnung, nachdem am 12. Aug. in der
Stadt sein Leichbegräbniß geschehen war, im Werder in allen Kirchen und
Capellen die Solenne exequien [feierliche kirchliche Begräbnisfeier]
gehalten, u. ward ihm allenthalben von einem jeden Prediger des Ort über
seinen Leich-Text-Psal. 139 v. 21 - 24 eine Trauer-Predigt gehalten. Ich
meines Orts suchte so viel möglich den Sontag mit diesen exequien zu
combiniren, folgender gestalt. Nachdem des Tags zum Drittenmal, pro
more, zum Gottesdienst geleutet wurde, so ward ein halber Pulß, nehml.
von halb 9 biß 9 Uhr geläutet. Darauff ließ ich den Gottesdienst mit dem
Kyrie angehen, u. sang: das Gloria in excelsis! worauff das Lied: Allein
Gott in der Höh sey Ehr! gesungen ward! Ich war vorm Altar stehn
geblieben u. laß nach dieser Endigung imediate das Evangelium ex. Luc.
16 v. 1 – 9 ab, u. ging den in die Sacristey da ließ ich ferner restl.
singen: Ich bin ja Herr in deiner Macht; u. statt des Glaubens: Mitten
wir im Leben sind, damit ging ich zur Cantzel. Das ordentl. Evangel.
handelte ich kürtzlich im introitu ab, und nahm auch Gelegenheit aus
selbigem die Proposition der Predigt zu machen. Nach der Predigt betete
ich, statt der Litaney, das Lied Hl. Jesu Christ meines Lebens Licht; da
wurden dann die Personalia verlesen, u. mit der Nachrede geschlossen.
Nach der Pred. ließ ich singen: Valet wil ich dir geben! Darauf sang ich
vorm Altar die ordentl. Todten-collecte, u. zum Beschluß ließ ich
singen: O wie selig seyd ihr doch ihr Frommen! Nach Verrichtetem
Gottesdienst ward noch eine gantze Stunde lang, von 12 - 1 Uhr geläutet,
u. damit hatten diese exequien auch sonst alles ein Ende. Aber in
Letzschkau, weil hl. Carl Gottfr. Heinig, ordinarius loci, elend krank
war, wurden auf Obrigkeitl. Verordnung diese exequien von hl. M. Michael
Trosien, Pred. zu Schönbaum in der Nehrung gehalten. |
Johann Gottfried von Disseldorff,
* 1668, † 1745
Bürgermeister von 1720 bis 1745
VFFOW - Danziger Tafeln: Disseldorff
von Dorothea Weichbrodt (1986)
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d. 8. Als Domin. VIII. p. Trin., fing ein Ehrw.
Werder. Min. vor besagten hl. Heimium zum andern mal an das
vicariat per circulum zu predigen. Er aber starb darüber den 31. Aug.
und ward den 16. Sept. begraben. Ihm succedirete M. Jacob Totz,
bisheriger Con.Rect. zu St. Johann in Dantzig, u. S.M.C. dessen Auffsatz
schon geschehen, ehe noch seine antecessor begraben war und trat
derselbige darauf auch sogleich Dom. 18. p. Trin. ohne vorgängige
ordentliche Priesterl. introduction oder introductions-Predigt, nachdem
er nur bloß vom Amtsschreiber eingewiesen worden war, seine Stelle an,
u. introducirte sich also sine exemplo selber. |
Rhesa 1834: Letzkau
"18. Carl Gottfried Heinius, in Danzig geboren 1684 am 20. Aug., wurde
1741 hieher berufen ... und starb 1745 den 31. Aug."
Rhesa 1834: Osterwick
"M. Jacob Tetz, zu Danzig geboren 1698 den 26. Decbr., studirte in
Wittenberg, wo er promovirte, kehrte 1722 zurück, wurde 1735 Conrektor
der Johannisschule, 1745 im Novbr. nach Letzkau berufen ... 1754 den 2.
Sepbr. wurde er hieher erwählt ... Er starb in Danzig, wo er sich seiner
Krankheit wegen aufhielt, 1756 den 28. Juni im Alter von 58 Jahren." |
November d. 14. Dom. XXII. p. Trin. mußte auf des
hl. Interims-administratoris hl. Joh. Benj. Engelken Befehl der
Großzindersche Todten-Gräber Michel Brandt, ein lediger Kerl, mit seiner
Huren, einer cathol. Magd auß GroßZinder, Elisabeth Kohlin, offentliche
Kirchenbuß thun; so daß er vor der Predigt unterm singen im Halseiser
stand, u. sie die Predigt über in der Kirchen knien mußte. Auch mußte
zugleich den Sonntag, wie auch noch Montags darauf, ein anderer
Catholischer Knecht auß Großzinder, Hanß Haber, eben auch umb Hurerey
willen im Halseiser offentlich außstehen. yf. it. p. 180 d. 7. April. |
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