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Chronik Anno 1741 |
Anmerkungen |
d. 1. Januarius Gegen den Morgen riß die alte
Weichsel in Fürstenwerder zwischen denen 2 Widmen [?] und Pfarrhäusern,
so wol des Lutherischen hl. Predigers Fridr. Stollen, als auch des
Catholischen Plebans, auß, welche beyde denn auch sogleich, nebst einem
gegenüberstehenden Mennist. [Mennonitischen] Bauernhofes N. Fasten,
von der eindringenden Fluth weggerißen und fortgetrieben worden. Die
Oefnung im Damm war etl. 20 Ruthen breit, und der volle Strohm geht
durchweg yf. d. 23. Martz. |
In blauer Schrift: Nachträge am Rand
von Prediger Johann Moneta |
… In der Nacht vom Freytag auf Sonnabend ist
Martin Düsterwald, bißher Nachbar in Großzinder, heimlicher Weise
mit Weib und Kind davongelaufen, und hat zugleich den Hoff, welcher
schon hl. Andr. Gottl. Pegulanen verfallen und verschrieben war, alles
Besatzes, alles Haußraths, und aller Wagen, Schlitten u. dergl.
beraubet, und es mitgenommen; auch so gar einen neuen Ofen und etliche
neue fenster ausgebrochen. Daß also nichts mehr drin geblieben von
lebendigen Thieren, als ein Schwein, und wie ein Hund nebst einer Katze
und von andern Dingen ein Pflug. |
Martin Düsterwald
Nachbar
Hof GrZ 11, & Catharina Freter, Witwe von George Kling
und Heinrich Jantzen |
Bey der Gelegenheit fügre noch an, daß Corn.
Gißbrechten Hoff, Nachbar von Großzinder Ao. 1739 im Herbste an hl.
Daniel Schumann verfallen und denselben zugeschrieben worden, daß er von
der Zeit an in seinem eigenen Hoffe nur zur Miethe wohnt. Und daß ist in
3 Jahren allhir der dritte Hoff, mit dem es so gegangen, doch nach 2
Jahren hat er seinen Hoff wieder recupiret und vindiciret. |
Gißbrechten = Cornelius Gisbrecht,
* 1704, † 1742,
Nachbar
Hof GrZ 02 |
Domin[us] Esto mihi hat Ehrw. Werdersches
Ministerium zum anderenmal und zwar auff expresse requisition des
interims-Administrat. hl. Joachim Jacob Schraders, vor hl.
Joh. Andr. Habeln, Prediger zu Gottswalde, der zum zweitenmal vom
Schlage gerühret worden, das vicariat, in der gewöhnlichen Ordnung, alle
14 Tage zu bedienen angefangen. |
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d. ... Hat Herr Johann Gottfried von Disseldorff,
als ältester Bürgermeister, die ordentliche administration des Werders
übernommen und angetreten: nachdem hl. Joach. Jacob Schrader
seine bißherige interims-administration niedergeleget, und jüngster
Bürgermeister geworden, *
* Starb aber bald nehmlich ao. 1746
d. 4. Febr. |
Johann Gottfried von Disseldorff,
* 1668, † 1745
Bürgermeister von 1720 bis 1745
VFFOW - Danziger Tafeln: Disseldorff
von Dorothea Weichbrodt (1986) |
Am Tage Gottfrieds, als dem Namenstage unseres neuen
hl. Bürgermeister, ist pro bono omine [mit viel Glück], unsere Weichsel
Gottlob ohne allen Schaden und Unglück obgleich es sehr gefährlich
ausgesehen, gantz früh und offen geworden, auch tagsdrauff die Eyßwacht
aufgegeben. yf. ch. 1. Januar. |
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d. ... Heute zu dato hat alhir des Huren aufgehöret
eine freye Kunst zu seyn, wie beßere; indem auff BrgMstrl. Befehl 2
Halseisen an der Vorderpforte des Kirchhoffs angeschlagen worden, in
welche solch Hurenpack offentlich paradiren sol. |
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Wobey auch die öffentliche Kirchenbuße aufs künftige angekündiget
worden. Nun solte die Anna Tiedin, des sel. Michel Koonke
Einwohner in KlZinder nachgel. Weib, das sich in ihrem Witwenstand schon
doppelt verhuret hatte, die erste seyn, welche öffentlich Kirchenbuße
leisten sollte, allein in deßen hofe das Weib bißher gedienet, auch sich
verhuret, ließ sie davon lauffen, davor er im Amte 10 gl. Straffe geben
mußte. Es hieß zwar es hätte sie ein Knecht im hofe verhuret; allein wie
sie sagte, im fall der offentl. Kirchenbuße den wahren Thäter anzugeben;
so wil die historia arcana [mysteriöse Geschichte], daß es gethan, denn
dergleichen auch wol noch ärger … die Hure so bald, andern gab die
Straffe … [zerrissenes Seitenende] |
Michael Koonke (Kohnke),
† 17.08.1734, Einwohner in KlZ
Anna Tiedin läßt am 16.04.1741 ihren
unehelichen Sohn Johann taufen. |
Januarius d. 29. Ward des Christian Weinbergs,
Einwohner in GrZinder sein Weib wegen Dieberey und Einbruchs, in die
Tremlitz [?] gesetzet, auch drauff ans Halseiser geschloßen: hernach
aber samt ihrem Kerl, auch dem Heinrich Rastenberg und seinem
Weibe, auß eben der Ursache, durch den Schultzen auf ewig auß dem Dorffe
verbannt und verwiesen.
Ich
kann nicht umbhin das noch anzufügen, was ich selber bey der Gelegenheit
erst erfahren, nehmlich woher das Hauben-Geld der Huren entstanden sey?
es pflegten nehmlich zu des sel. hl. Bürg.Mr. Schröders und des
Teichgräfen in Wotzlaff Peter Schultzen, unsers Pet. Schultzen,
Nachbarn in GrZinder Vaters, Zeiten die Huren in einer Pechhaube
offentlich im Halßeiser zu stehen, die ihnen hernach mit Gewalt mit Haut
und Haar wieder abgerißen wurde. Diese Pechhaube nun redimirten die
Huren nachfolgender Zeit mit 1 zl oder 3 fl. die sie dem Werderischen
Amtsdiener, und zwar sehr gerne gaben; daß sie nur damit verschont
blieben, und mit dem bloßen Halseisen an der Tremlitz davon kommen:
Daher hat den künftig 1 zl. sogenanndt Haubengeld / oder Haubenthochter
/ seinen Ursprung und ersten Anfang genommen. |
Christian Weinberg, Knecht, Vater
Christoph, Zeugmacher auf Neugarten, Danzig, ∞ 23.11.1738 mit Anna
Elisabeth Reinholdt, Vater Johann, Arbeitsmann auf dem Langgarten,
Danzig. Hinrich Rastenberg & Elisabeth
bekommen Kinder in GrZ 1716 / 19
Halseisen : Hals-Fessel für
Gefangene, aus dem Mittelalter (Sklaverei) bis in die frühe Neuzeit
(Schandmal); noch unter Napoleon im "code penal" 1810 als "le carcan"
geregelt. Bestehend aus 2 halbkreis-förmigen Teilen aus Band-Stahl, an
einer Seite mit Scharnier / Gelenk, an der anderen Seite mit
Verschluss-einrichtung bzw. Schloss. Nicht vom Delinquenten selbst zu
öffnen oder über den Kopf zu streifen. Weit genug zum Atmen und
Schlucken. Mit einer Kette versehen, diese entweder an Mitgefangenen
oder - wie hier - am Mauerwerk der Kirche dauerhaft befestigt -
Wikipedia: Halseisen
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Junius d. 19. Beehrten unser Herr Administrator und
Bürgermeister Herr Johannes Gottfried von Dieseldorff Grßrl.
Herrl. nebst deßen Hochwolgeb. Frau Gemahlin Fr. Sophias Amalia, geb.
von Baggin, unser Dorff mit dero hohen Gegenwart; besahen die Kirche
und besuchten auch darauff mich in meinem Pfarrhause: und da sie sich
über eine gute Stunde bey mir verweilet, verfügten sie sich zu unserem
Teichgeschworenen und Schultzen auch Kirchen-Vorsteher Salomon
Eichholtz, bey welchen sie sich für selbsten die Mahlzeit bestellet
hatten und speiseten daselbsten unter sich selbst gantz allein und
bezeigten sich über alles wohlbekommen vergnügt und zufrieden, worauff
sie gegen Abend wieder zurück nach der Stadt fuhren. Nur dies einzige
war zu bedauern, daß es den gantzen Tag über fast immer regnete. Malo
omine! [Pech] |
Christian Schröder, Danziger
Bürgermeister von 1677 bis 1701 -
Wikipedia
Peter Schultz, Nachbar
Hof GrZ 08
Sofia Amalie von Bagge,
* ca. 1706, † 12.11.1744, 37 Jahre, ohne Kinder
VFFOW - Danziger Tafeln: Bagge
von Dorothea Weichbrodt (1986)
Salomon Eichholtz, * 1697, †
1755, Nachbar
Hof GrZ 04, Schulz,
Kirchenvorsteher, Deichgeschworener, Deichgräfe |
Julius d. 2. Als Dom. Kp. Trin hat EEhrw.
Werderiches Ministerium vor hl. Joh. Habel zum drittenmahl das vicariat
zu Gottswalde in gewöhnlicher Ordnung alle 14 Tage zu bedienen
angefangen. gf. it. hic infr. den 26. Nov.
September d. 18. Hat sich der Zweyte Mennist
Gerhardt Kröcker, ins dorff gefunden, und auff Special-Erlaubniß des hl.
Brg.Mrstr. sich hir geßeßet. Und der dritte Hanß Tews, wohnt bey
Dirkß Kröckern zur Miethe. Was die Mennisten zu entrichten haben,
nehmlich vor eine Tauffe 3 fl., dem Schulmeister 1/2 zl. und vors
Aufbieten, Trauen, Leichen alles wie in loco gewöhnlich; davon siehe das
Kirchenbuch ordin. fol. im Kircheninvent. fol. 15 octr. ... corrolar ...
. |
Rhesa 1834: Gottswalde:
"16. Johann Andreas Habel, zu Danzig geb. 1688 am 30. Juni, kam als
Prediger nach Hela 1720, wurde 1731 am 12. Februar hieher berufen ...
ward 1741 pro emerito erklärt und starb eod. am 31. Octb."
Dirk Kröcker,
Pächter von
Hof GrZ 17 |
November d. 19. Als Domin. XXV. p. Trin. hat die
Hure, Anna Maria Kutschin, eine Magd Didrich Dirkßen auß
Großzinder nach der Verordnung des hl. Brg.Mrstr. v 17. April die erste
offentliche Kirchenbuße gethan, und stand sie vor der Predigt am
Kirchhoff in Halseiser, am Ende des glaubens ward sie in die Kirche vors
Altar gebracht, woselbst sie die Predigt über kniete, da bekam sie denn
in dem uhibus [?] ihren Theil, und ward mit Nahmen von der Cantzel
genannt; nach der Predigt aber wieder aus der Kirche gebracht und ins
Halseiser geschlossen, und den nachmittag auff ewig auß dem dorffe
verwiesen. Sie hat gleichwol den Thäter durchauß nicht angegeben wollen,
und meynt die historia arcana [mysteriöse Geschichte] ... |
Dietrich Dirksen, * 1677, † 1744:
Nachbar von
Hof GrZ 09 |
den 26. Als Domin. XXVI. p. Trin. hat Ehrw.
Werdersches Ministerium nach Absterben seel. hl. J. A. Habels die
ordentliche vacanze in Gottswalde zu bedienen angefangen, alle Sonntage,
wie gewöhnlich: biß sie endlich Ao. 1742 mens. Majo mit hl. Johann
Lebnern bißherigen Prediger in Hela, wieder besetzet worden. |
Johann Andreas Habel - siehe oben
Rhesa 1834: Gottswalde:
"17. Johann Lebner, in Danzig geboren 1701 am 24. Jan., kam 1736 nach
Hela, wurde 1742 am 4. Mai hieher gerufen ... und starb 1746 am 7.
Octbr. im 45. Lebenjahr." |
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