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Chronik Anno 1740 |
Anmerkungen |
Februarius d. 18.
Konte keine Betstunde gehalten werden, weil solch ein tiefer Schnee war,
daß man schwerlich in die Kirche und fast nicht auß dem Hause kommen
konte, ohne vorher einen Steig zu machen. |
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d. 25. War wieder
keine wegen überhauß großer Kälte. |
Gabriel von Bömeln (1658 - 1740)
Danziger Bürgermeister 1708 - 1740
Gergen (George) Ludwig, Krüger und Nachbar
Hof GrZ 14
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Martinus d. 5.
Marschirte ein Quartir Meister mit einem Capitain und 1 Lieutenant nebst
einer compagnie Soldaten à 60 Mann von den CronVölckern durchs dorff,
und nahmen im Mittelkruge ihr Mittagsquartier, wo sie ihr Geld zehreten.
Sie waren von der Garnison auß Elbing. |
Martinus d. 25. Festo Annunc. Maria, starb Tit.
hl. Bürgermeister Gabriel von Bömeln, nach Mittage, umb 3 Uhr, im Jahr
des Alters 81 und 8 M. nachdem Er 33 Jahr Bürgermeister und 17 Jahr
Werdischer Herr gewesen war.
Aprilis d. 7. Ward
die Weichsel gantz offen und frey; und gyng das Eyß ohne allen Ausbruch
und gäntzlichen Schaden, obgleich 3 Ellen dick gewesen war, glücklich
ab, unser Gott gelobet und gedanket sey.
d. 15. Ist ein
ermordeter unbekannter Mensch am Wege im Graben beym Keil, wie man es
nennt, zum Prediger-Lande gehörend, und zwar eine Manns-Person, gantz
nackend gefunden worden: und Tags darauf d. 16. ward er nach der Stadt
zur gerichtlichen Besichtigung gebracht. Man sehe ihn an vor den Georgen
Passenhein, der ehemals in Großzinder beym Krüger Gergen Ludwigs vor Kuh
Hirt gedienet hat. |
d. 28. Ward der
sel. H. Bürgermeister von Bömeln in der Ober-Pfarr-Kirchen zu Dantzig
mit großem comitat und solennitäten begraben: die Leichen-Predigt hielte
ihm hl. Paul Swidlizky, Diacon von St. Johann über seinen selbst
erdachten Leichentext Hiob. c XIX.25-27. Ich weiß daß ... |
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den 5. Mayus.
Wurden dem seel. hl. Brg.Mr. auff Obrigkeitliche Verordnung alhier in
der Kirchen die Solenne exequien offentlich und von mir, Pastore loci,
eine ordentliche Leichen-Predigt über obigem seinen Leichen-Text
gehalten. Die Gemeine erschien in schwartzen Kleidern, wie sonst bey
begräbnißen gewöhnlich. Kantzel und Altar waren violet, wie sonst zur
Fastenzeit, bekleidet. Umb 9 Uhr ward Vormittage ein halber Pulß biß
halb 10 Uhr gelautet. Und nach verrichtetem acte umb 12 Uhr ward biß 1
Uhr wiederumb gelautet, womit denn alles Geläute beschloßen worden,
welches von seinem Sterbes-Tage an biß daher täglich von 11 biß 12 Uhr
war continuiret worden. Kantzel und Altar hatten auch die gantze Zeit
über in ihrem Trauer-Ornat gestanden. Vor der Predigt wurden folgende
Lieder gesungen, als nehml. 1) Mitten wir im Leben sinde, 2) Jesus meine
Zuversicht. Nach der Predigt wiederumb: O wie seelig seyde ihr doch ihr
Frommen! Zum Schluß nach der Todten-Collekte: ich weiß daß mein Erlöser
lebets endlich: Ach Herr! laß Deine liebe Engel ein, am ... Der Himmel
accommodirte sich selber diesem Trauer-actui, denn es war ein trüber und
dunkler Tag, an welchem keine Sonne hervorgekommen. Die
interims-administration des Werders war inzwischen dem hl. Joachim
Jacob Schrader, Kämmerherren der Stadt, auch Ältesten Functions-Herren
des Werders, von ... Rath, biß zu seiner Zeit zu verwalten aufgetragen
worden. Und wie es nun mit diesen ceremonien heute bey uns zugegangen,
so ist es auch im gantzen Werder in allen lutherischen Kirchen und
Kapellen geschehen. So viel zur Nachricht. |
VFFOW - Danziger Tafeln: Schrader
von Dorothea Weichbrodt (1986)
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Julius d. 17. Als
Dom. V. p. Trin. ward des S.T.hl. ?? Schraders neue Verordnung wegen der
Kinderlehre und Schulen von der Cantzel verlesen: und ist selbige von
mir ins Kirchenbuch in fol. welchem ich sie, wie die andern Prediger
alle, mae insolito mit eigener Hand
abschreiben müßen; hinten beygeleget worden. Und von der Zeit an habe
angefangen, die Kinderlehre Sonntags von 2-3 Uhr nachmittage zu halten.
Späterhin habe ich sie aus dem gelben Buch abgeschrieben, siehe bey S
697 .... |
Friedrich II. bzw. Friedrich der
Große
* 1712, † 1786
Preußischer König ab 1740
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Wikipedia |
d. 21. Ist der neue
König von Preußen Fridericus II. von Königsberg von der Huldigung, die
Tags vorhero nur gewesen, kommend, hier durch Grosszinder passiret, und
hatte ich die Ehre denselben vor meinem Hause einen reverent und dies
compliment zu machen: Gott verleihe Ihro Mayst. eine glückliche
Regierung. Worauf sich dieselben neigeten und mit Berührung des Hutes
gnädig danckten. Sie waren in der Nacht umb 1 Uhr auß Königsb. gefahren;
umb 10 Uhr waren sie in Elbing, und halb 3 Uhr nach Mittage hier. Und
Sonnabends als d. 23. kamen sie glücklich in Berlin an. |
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Augustus d. 18. Hat
Michael Hendrich zu erst angefangen zur Probe des folgenden Augst ein
wenig Roggenabschneiden zu lassen: auf der Höhe aber hatte man an
unterschiedlichen Orten schon Gerste angefangen zu augsten, als das
erste Korn vor dies Jahr. Hier in Großzinder bey uns im gleichen. |
Michael Hendrichsen,
* ca. 1694, † 1758,
Nachbar
Hof GrZ 03, Schulz,
Teichgeschworener, Teichgräfe |
d. 22. Fing sich im
Dorff erstlich der erste Roggen-Augst an. Und weiter - d. 30. - ward hir
angefangen der Haber gehauen zu werden. Und weiter
d. 30. Ward hier
angefangen der Haber gehauen zu werden. |
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September d. 8.
Fing man an den Weitzen theils zu schneiden, theils zu hauen, und zwar
den meisten, weil viel Futter darunter war. |
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d. 12. Fing man an
die Erbsen zu hauen, und d. 15. Sep. die Bohnen. Und
d. 22. October kam
es endlich hir in Großzinder / denn zu Klzind. und sonst andernorts noch
viel Getreyde im Felde blieben / mit dem Augst vor dies Jahr zum Ende,
und hatte das Wetter bißher noch so ziemlich gefüget; doch hat das Korn
an sich selber sehr wenig geschüttet, sonderlich Weitzen und Gerste,
davon manche nicht die Saat wiederbekommen. Es ist auch merklich, daß
dies Jahr das Land zur Wintersaat erst gepflüget und gantz fertig
gemacht worden, ehe noch ein Halm korn war angeschnitten worden. Allein
d. 6., 7., 8. u. 9. Octob. stellte sich unverhofft ein ziemlicher Frost,
mit Sturm, Schnee und Hagel ein, daß manche, wie Mich. Hendrich,
Corn.
Adrian auff dem Schnee die Saat
haben außwerfen, und unter allem Ungestüm pflügen, säen und eggen
mußten: doch folget hernach biß zum Ende des Monats noch so mäßige
Witterung, daß die HerbstArbeit auff dem Lande noch so billig verrichtet
worden ist. |
Cornelius Adrian, † 1744
Nachbar
Hof GrZ 15 |
September d. 8.
Sind hir durch Großzinder 3 Arabische Zweybucklichte Cameele als nehml.
ein Cameel-Wallach, eine Cameel-Stuthe und ein jähriger noch saugender
Cameel-Hengst; nebst noch unterschiedlichen türkischen Pferden, große
und kleinen, jungen und alten; wie auch einem kostbahren türkischen
Goldstückenem Gezelte durch passret: welches alles die Rußische Kayserin
(* Anna Iwanowna nehmlich) dem neuen Könige von Preußen von Petersburg
nach Berlin zum present überschickte. |
Anna Iwanowna, * 1693, † 1740
Russische Zarin -
Wikipedia |
d. 10. Ging eine
gantze compagnie brandenbrgl. Soldaten von der infanterie mit ihren
Ober- und Unter-oficiers durch, und blieben sie alle im Mittelkruge zu
Nacht im quartier: wie sie sagten, sollten sie vorgenannte Cameele
escortiren. |
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Novemb. d. 24 Heute arrivirte hier ein gar seltsamer
Vorfall, der propter posteros [für zukünftige Generationen] zu annotiren ist, nehmlich: es war
Fr. Elisabeth Boschkin, seel. Peter Boschke Mühlmeisters in KlZinder
auch ehemaliger Nachbarn in Schmerblock, nachgel. Wittwe, nachdem sie
ihren Hoff und Huben in Schmerbl. ihrem ältesten Sohn abgetreten, und
nach KleinZinder auff ihre eigne Korn-Mühle im Vorjahr wieder
zurückgezogen war, hirselbst gestorben, wollte aber zu Käßmark zur
Seiten ihres Seel. Mannes begraben werden. So geschah es denn, nachdem
sie an die GroßZindersche Kirche alles behörige entrichtet; auch zu
Käßmark, der Kirche und Schulen, wie auch dem hl. Prediger hl. M. Joh.
Theodoro Graden, nicht allein sein Leichengebühr sondern auch pro bona
voluntate, zusammen mit 1 oder 8 fl. redimiret, daß die Leiche nach
Käßmark gebracht und begraben worden, woselbst ich ihr denn auch die
Leichen-Predigt gehalten. Die Großzindersche Schule war anhalb zugegen,
der GroßZind. Schulmeister dankte auff dem Kirchhoffe ab; und zu
GroßZinder indes ward alles zu gewöhnl. Stunde geläutet, als ob die
Leiche wäre zugegen gewesen. Der Käßmarker Schulmstr. halff mit etlichen seiner Schüler die Leiche vor ihrem Hause
besingen, doch in der Kirche hat er alleine gespielt und mich bedienet. |
Peter Boschke (I), † Schmerblock
1738
Müller in KlZ, Nachbar in Schmerblock, & Elisabeth Gräske,
* Nickelswalde 1693, † 1740 |
December d. 7. Hat
Mich. Hendrich, Nachbar in GßZinder bey fügendem Wetter es noch gewagt,
auff seinem Vorstück alhir noch 2 Morg mit Roggen zu besäen …
[Rest des
Absatzes unlesbar] |
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d. 30. Ward so
unvermuthet als eilig die Eyswacht angesaget, weil die Weichßel
plötzlich hoch mit Waßer und über alle Hutterungen
[?], ja gar den halben Damm anlieff; da
denn die größte Noth und Gefahr sich bey der Langfeldischen Wachbude
äußerte. Gott sey uns gnädig und behüte uns für Unglück und Schaden umb
Christi unsers Herren willen. Amen! |
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