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Nachbarn und Hofbesitzer in
Groß und Klein Zünder vom 17. bis 20. Jahrhundert

Groß Zünder

               
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GrZ 1648

GrZ And

GrZ Pfarrer

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Klein Zünder

               
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KlZ Hancke 1619

KlZ 1648

KlZ And

   

KlZ Lehrer

 

 

Kb Chronik Anno 1734

Anmerkungen

April

In blauer Schrift: Nachträge am Rand von Prediger Johann Moneta

d. 2. hielten zum erstenmal 9 Russen bey mir an, und baten gantz höfflich umb was bier und brandtwein, so ihnen auch gegeben wurde.

 

Vom 10. biß 11. in der Nacht haben die Russen die hinter Schidlitz, die Molle, Schlagke, die grand schantz und den Haußberg abgebrandt.

 

d. 16. Vormittag kamen Ihre Excell. der Rußl. hl. Gen. Feld-Marchal Burkhard Christof, Graf von Münnich, Ritter des St. Andr. und Alexander-Ordens zum erstenmal auf ein Frühstück zu mir, in Begleitung des herrn Graf Kutowsky, einem natürl. Sohn des vorigen Königs Augusti, und noch vielen sächs. cavaliers; seiner hl. Sch...(?) Sohns, Obrist Leut. und Baron von Malzahns in brandenbl. Diensten; des General-Adjutanten Malatinsky, des General-Adj. Oberl. F???, des Gen. Staadt-Quartier-Meister Solomovsky, und noch etlichen Obristen und dergl. cavaliers, und einem großen Gefolge (* so daß die gantze suite über ... Personen...) von Dragonern, Husaren und Cosaken. Ihro Excell. kamen von dem Haupte, welches sie recognosciret hatten, und ritten nach der Ohra, als ihrem Haupt-quartir hir durch zurück. Und wiewol ich eben nicht zuhause, sondern in Truttenau in Amtsgeschäfften vor den abwesenden Herrn Steinhauer war; so geschah doch in meinem Hause kein turbation, sondern meine frau genoß alle Höftligkeit, Ihro Excell. nahmen vorlieb, was sie funden, und waren sehr gnädig, und die Dorffschaft brachte sogleich die benöthigte fourage zu.

Eod. hatten die Dantziger die andere helfte der Mottlauschen Gaßen in Brand gesteckt, und sie nebst der barmhertzigen Kloster und Kirche gäntzlich eingeäschert und hat es auf 3 Tage gebrand.

Burkhard Christof, Graf von Münnich - siehe oben

Eod. Ritte ich auf befehl des hl. Feld.March. in Gesellschaft Peter Schultzen, Nachbar von hir, nach der Ohra, und hatte daselbsten den Tag drauff

d. 17. bey Ihro Excell. Vormittage eine 2stündige gnädige audience, zu der ich durch den hl. Obristen von Ponickau befordert wurde. Es ertheilten mir auch damals Ihro Excell. so wol eine Libertation, oder schriftl. Salvaguarde vor mich und mein gantzes Hauß, wie auch einen offenen passport vor meinen knecht.

Eod. hatten die Dantz. 2 höfte in Wonneberg angestecket.

Peter Schultz, Nachbar Hof GrZ 08

d. 20. zog der Leutn. Scurata von Großzinder mit seinen Leuten, und 

d. 22. der Leutn. Galvazow mit seinen von Kleinzinder ab: doch der fehnrich von Kulm, vom Narvischen Regim. blieb mit seinen 12 Mann noch bei Andr. Wulffen stehen, welches quartir vorhin der fehnrich Müller von demselbigen Regimente vor sich und seine Leute choisiret hatte, der am 18. dieses durch den von Kulm von hir abgelöset wurde.

Andreas Wulff (II), Nachbar Hof GrZ 06

Vor dies Jahr ward nun in Großzinder der sonst gewöhnliche Jahrmarkt eingestellet.

 

d. 23. Am stillen Freytag war wegen befürchtender Stöhrung sogar keine Vesper gehalten.

 

d. 24. Abends umb 10 Uhr brandten die Russen die Nobel, Krams, Heubude, Bonsack und noch ein groß Stück der Nehrung, ??? auch  unterschiedl. Orten auf der Höhe gäntzlich ab, welches ein recht entsetzlich Feuer war.

Mit Krams dürfte Krampitz gemeint sein.

d. 25. Am ersten Ostertage war wegen des auf- und abmarchirens keine vesper sondern nur eine Betstunde gehalten.

 

Eod. Kam ein fehnrich vom Ladog. Regiment mit 12 Mann auf execution wegen proviant nach Großzinder und nahm in Sieverts Hoff quartier; doch verblieb er hier nur etl. Tage, da ging er nach Schönau.

Adrian Sievert, Nachbar Hof GrZ 07, der am 10.03.1734 verstorben war.

d. 29. Zu Abend war in Schönbaum Feuer in etliche Höffe geworffen.

 

d. 30. Wurden durchs dorff geführt 1 mortir, 118 bomben, etl. Feld-Stücke, 15 ammunitions- und sonst viele bagage-Wagen; so biß ans Haupt auf der Weichsel mit Schmaken waren gebracht, bey Käsemark außgeloofet, und von daselbst hierdurch weiter nach der Höhe ins Rußl. Lager, mit um jehlichen podwoden aus dem Werder, auch von vielen anderen Orten her, transportiret wurden. Da dann noch den selbigen Tag angefangen wurde bomben in Dantzig hineinzuwerffen. Wiewol nun der Feind nicht gefeyert die Stadt täglich damit recht sehr zu ängstigen, so daß biß zum 21. May über 3000 bomben in die Stadt geworffen worden, so ist doch gottlob! durch sie niemals ein brand weder in Kirchen noch Häusern causiret worden.

 

Majus

 

d. 1. Gingen durch 2 mortiers, 300 bomben auf 100 Wagen, 50 ammunitions und sonst viele podword-Wagen, und blieben sie stets hier im Dorff aufs Nachtquartier, daß denn den Leuten viel molest [Unbequemlichkeiten] verursachte.

Eod. War der artillerie Obrist-Leute von Witten auf ein frühstück bey mir.

 

Vom 4. biß 10. sind abermals 4 mortiers, 3 große canonen, 6 kleinere, viel 1000 Kugeln, viel 100 centner Pulver, viel 1000 cartetschen, und über 2000 bomben auff sehr vielen Wagen durchgeführet worden.

 

d. 7. hat der hl. Gen.Feld Marchal Excell. bey seiner retour auß der Nehrung, zun andernmal bey mir Mahlzeit gehalten.

 

d. 11. und 12. Wurde das übrige der Nehrung biß an Stutthoff zu it. im Werder alle Häuser und Krüge von der Stadt biß Quadendorff selbst die Dorff. Plenendorff, Reichenberg und 2 höffe auf Wotzlaff, ferner die Saßigen und alles was rund umb her ist biß nach Putzig zu, von den Russen abgebrannt, zur revange, daß ihnen am 9. zur Nacht der Sturm am Hagelsberg bey der Stadt mißlungen war. In Bohnsack ging das Pfarrhauß mit in Rauch auf, weil der Prediger abwesend war, wobey er alles seinige verlohren, indem er wenig oder gar nichts salviret hatte. Die Kirche blieb zwar stehen, doch wurde sie in den Grund ruiniret und geplündert. Zu Reichenberg hergegen brannte nicht allein das Pfarrhauß, weil hl. Nagel auch abwesend war, gantz ab, mit allem was er drin gelaßen, sondern auch die Kirche mit, wiewol war, indem sie nicht von den Russen war angesteckt worden, sondern weil der starke Wind ein Wisch brennend Stroh oben in die Spitze an die Schindeln, womit der Thurm gedeckt gewesen, geworffen hatte, wodurch die gantze Kirche biß in den Grund eingeäschert ward, indem sie keiner rettete. Darumauch sollte nun die Kirche an Käsemark, Letzschkau und Langfelde kommen, sonderlich ward Letzschkau am meisten genannt, und waren die Russen diesem Dorfe nicht spinnfeind, weil die bauern hieraus sogar alle weggelaufen waren, da in den andern beyden doch noch etliche sich stil gehalten hatten. Allein durch Gottes Gnade, des hl. Gen. Feld-Marchals Güte, auch theils meiner öftern hertzlichen Fürsprache /  denn der große Gott mich unverdientermaßen bey diesem herrn viel gnade hatte finden laßen / ist die Feuers-Gefahr von diesen Orten, sowie vom Schlosse Herrengrebin, als einem unmittelbaren Stadt-Gute doch immerfort noch abgewandt geblieben und ward nach der Zeit auch im gantzen Werder kein Feuer mehr geschühret, außer was auß Unvorsichtigkeit entstanden. Zudem ist auch des hl. Feld-Marchals [Burkhard Christoph von Münnich], als eines sonst generensen [großzügigen] Herrn Wille und Befehl nicht gewesen, das untere Werder also zuzurichten; sondern die Cosaken, ein böses Volk, so ...ordre pariert, haben es vor sich und muthwilliger weise gethan; daß, wohnen in der Grod Ohra

Mit den "Saßigen" dürften die Bewohner von Saspe gemeint sein

in ihrem Quartier Ihro Excell. / so in des hl. burgM. Groddecks Hoffe standen, wie der hl. Gen. Lacy im Pfarhause des seel. hl. Jentzmann / nicht dies ungeheuer Feuer wahrgenommen, und durch 2 eiligst geschickte courirs ihm hätten Einhalt thun laßen; sie wol das gantze weite Werder in Brand gesteckt hätten. Nun der Name des Herrn sey gelobet, der uns hier so gnädig beschützet, und wie einen brand auß dem Feuer gerißen hat! Und also wurden auch obbenannte dörfer erhalten, doch in Letzschkau war nicht allein das Pfarhaus, sondern auch die Kirche gäntzlich ruiniret und sehr übel zugerichtet, woby hl. Heining, der zwar wol seine Person, aber sonst sehr wenig retiriert hatte, sehr vieles, sonderlich seine artige bibliotheque fast gäntzlich eingebüßet. In Käsemark ists nicht so hergegangen. Denn der dortige Schulmeister, Gronau, hatte sich in Abwesenheit hl. Möllers, um beyderley Kirche und Pfarrhauß, wol verdient gemacht, und durch Gottes Beystand sonderlich die schöne neue Kirche in gutem Stand erhalten, daß auch nicht ein Nagel daran ist versehret worden. In Letzschkau aber war zum Unglück auch nicht einmal der Schulmeister vorhanden, so war keiner da zugegen, welcher auf die Kirche recht acht gegeben hätte.

d. 13. May steckten die Russen den anderen Neugarten, die Werder-Schidlitz und alle confinia [angrenzenden], wie auch viel dörfer auf der Höhe in brand.

Eod. Marchirte ein detachement Dragouner hirdurch und speisete der ObristLeut. davon, Herr von Widder, bey mir, nebst dem Fürsten Dolkowski einem Major, dem Fürsten Prosarovsky einem capitain und dem Graf Chermetof einem Leutn. auch noch etl. andern officiers.

Abraham Groddeck, * Danzig 1673, † Danzig 1739, Bürgermeister von 1730 bis 1739

VFFOW - Danziger Tafeln: Groddeck
von Dorothea Weichbrodt (1986)

Rhesa 1834: Ohra:
Johann Gottfried Jetzmann, geb. 1678, welcher hier 1714 ins Amt trat und 1734 den 4. Mai starb, 56 Jahre alt.

Rhesa 1834: Letzkau:
18. Carl Gottfried Heinius, in Danzig geboren 1684 am 20. Aug., wurde 1727 hieher berufen, den 1. April ordinirt und starb 1745 den 31. Aug.

Rhesa 1834: Käsemark:
13. Nathanael Heinrich Möller, zu Danzig geb. 1683 denn 6 Septbr., wurde 1714 Katechet zu Herren-Grebin, 1721 den 16. Mai hieher berufen ... und ward im Jahre 1739 nach dem Lazareth in Danzig als Prediger versetzt, wo er 1748 den 2. April starb.

d. 15. Paßirte der hl. Gen.FeldMarchal [Burkhard Christoph von Münnich] hirdurch, von der Ohra kommend und hielt bey mir Mahlzeit zum drittenmal und dieselbe gantze Woche waren wieder viel 100 Wagen mit ammunition und fertigen Gn. [Granaten] hirdurch nach der Höhe ins Lager passiret.

 

den 16. und 17. Gingen hier über 300 Wagen mit lauter blessirten durch. Und auch eben so viel oder mehr : da dann der hl. Feld-M. [Burkhard Christoph von Münnich] bey der retour auß der Nehrung wieder bey mir zum virdtenmal abtrate und etwas ausruhte, doch ohne zu speisen, denn er schlummerte nur ein wenig.

 

den 15. biß 21. Ward der Stoltzenberg it. der badergang am bischofs-berge von denen Schnaphahnen auf obrigktl. Befehl weggebrandt.

 

den 20. Marchirte durch Großzinder ein Regiment Donscher und ein Regiment Skalkaver Cosaken durch, welche letztere trompeten und Paucken hatten : auch hatten sie wol auf 500 Stück Vieh, an Kühen und Pferden auß der Nehrung mit sich geschleppet. Noch paßirte 1/2 Regim.Dragouner mit durch.

 

NB : [geschrieben nach dem Eintrag vom 27. Juni]
den 20. May Ward ein Rußl. Leutnant (War ein ObristLeutnant oder Pulkownik gewesen) der am Hagelsberge vor der Stadt bleßirt war und zu Käsemark gestorben, zu Abend in unser Großzinder Kirche nach Rußl. Weise mit räuchern und großem Ge... beygesetzt und blieb er die Nacht über drin stehen auf den Morgen aber wurde er nach Gemlitz gebracht und daselbst begraben.

 

den 21. Speiseten der Baron Mengden Adjutant des FeldM. und hl. D. Nitzsch, deßselben Leib-Medicus, beyde mit der Post von Petersburg kommend, bey mir.

Den 23. Major ??msdorff bey mir ge…

eventuell Georg Albrecht von Mengden, Vater des bei Wikipedia aufgeführten Johann Karl Friedrich von Mengden

den 25. Marchirten hier 3 Regimenter Dragouner durch und nahmen hier Nachtquartier : und ihr General, der Fürst Urussow hatte sein quartir mit einer großen bagage und vilen leuten bey mir genommen, doch habe ich nicht die allergeringste Ungelegenheit von ihm gehabt.

 

Death of Louis Robert Hippolyte de Bréhan, Count of Plélo, French Ambassador to Copenhagen, on 23rd of May 1734, during the Siege of Danzig (Gdansk), attacking the enemy Russians'camp on the Westerplatte.

Eod. Hohlte diesen General der junge Fürst Baratinsky, ein Major als courir bey mir ein und berichtete ihn, wie den Tag die Sachsen vor Dantzig arriviret wären, und ihr lager in der Langfuhr und in confiniis [Nachbarschaft] genommen hätten. Die Rußen hatten sonsten drey Lager, nehml.

1) im Ohrischen Niederfelde

2) in Schönfeld

3) in Tempelburg und

4) zu Wonneberg die Cosaken.

Die Frantzosen hatten hingegen ihres rechts der Münde.

den 26. Passirte der hl. FeldM. [Burkhard Christoph von Münnich]wieder nach der Nehrung und speiste bey mir zum fünftenmal.

den 27. Thaten die Frantzosen, so unlängst auf 10 Schiffen 2400 M stark angekommen waren, zum erstenmal auß der Münde auf die Rußen einen Ausfall, waren aber unglücklich, daß sie repousirt wurden, und blieb ihr Anführer Marquis de Plelo Oberst und frantzös. Ambassador am Königl. dänischen Hoffe und Ritter des St. Ludwigs-Ordens, der als volontär mit hergekommen war, selber auff dem Platz, denn er führte sein Regiment selbsten.

Louis-Robert-Hippolyte de Bréhan, compte / Graf de Plélo, * 1699, † Danzig 27.05.1734, Bretone, will den polnischen König Stanislas Leczinski retten, greift die russischen Truppen mit 1.500 Mann an und fällt dabei - seinen Tod kündigt er vorab per Brief an. Er gilt in der französischen Geschichtsschreibung als Held und wichtiger Intellektueller im "Zeitalter der Erleuchtung".

den 28. Retournirte der hl. FeldM. [Burkhard Christoph von Münnich]und hielt zum sechstenmahl bey mir an, und speiste auch, wobey ich den Stüblauern und Guttlandern ihr weggenommen horn-Vieh alles wieder geschaft und...

In diesen Tagen war nun auch die Nobel samt dem Ohrischen Niederfelde von den Rußen weggebrannt worden, dass sie daselbst desto füglicher ihr Lager haben konnten. Siehe sub dato 25. May.