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Chronik Anno 1734 |
Anmerkungen |
Den 9. Febr.: Ward auf Raths Verordnung im gantzen
Dantziger Gebiet ein solenner [?] Buß- und Bettag, der Polnischen
gefährlichen Angelegenheiten halber, (*) gehalten, und mit zwey
Predigten gefeyert. Der Früh-text war aus Genes XVIII. 20 – 33. Und der
Herr sprach … an seinem Ort. Der Vesper-text aber aus dem Jerem. XVIII.
7 – 10 Plötzlich werde ich … verheißen hatte zu thun. Der vor die Kirche
dabey gehaltenen Kirchenstand brachte ein 9. fl. 24 gl. |
In blauer Schrift: Nachträge am Rand
von Prediger Johann Moneta |
Den 14. Febr. fielen die Rußen und Cosaken, etliche
1000 stark, und von der armee des Moskowitischen Generals en Chef,
Petri de Lacy in Stüblau, Guttland und Kriefkohl umb 1 Uhr Mittags
ein, blieben aber nur biß auf den dritten Tag, und marchirten am 17.
Febr. am Mittwoch des Morgens frühe aus, nach der [Danziger] Höhe zu,
nachdem sie an diesen Orten ziemlich übel haußgehalten hatten, auch viel
Pferde mitgenommen.
Eodem ließ der Gen. Lacy im gantzen Dantziger terrain ein universale
circuliren, des Inhalts: daß alle, die nicht weichhaft werden, sondern
in ihren Wohnstätten verbleiben, fourage und nöthigen proviant liefern,
und sich nicht feindlich erzeigen würden, alle Sicherheit genießen
sollten : im wiedrigen Fall aber mit ihnen als Feinden verfahren werden
solte. Solches geschehe auch, denn alle so da waren weichhaft worden,
und sich nicht wieder einstelleten, sind gäntzlich ruiniert worden, eg.
die Letzschkauer, von denen auch nicht ein eintziger geblieben war : und
haben sie es noch vor eine große Gnade von Gott zu achten, daß sie nicht
abgebrannt worden sind; wobey ich das Meinige beym Gen. Feld Marchal
ihrenthalben treulich auch gethan habe, obgleich ohne allen Dank.
Hingegen alle so geblieben waren, oder wieder zurück kamen, wie die
Käsemarker und Langfelder; sind mit den Russen noch so gut genug zurecht
gekommen, daß es doch noch zu ertragen ist gewesen. Was aber der Gen.
Lacy an proviant und fourage damals außschreiben ließ, war folgendes,
nehmlich:
Von
jeder Hube 20 portiones und 20 rationes, d. i. vor [für] 20 Mann und 20
Pferde auf 1 Monat von jeder Hube: |
Peter von Lacy, * 1678 in Irland,
† Riga 1751, "einer der erfolgreichsten der in russischen Diensten
stehende Feldmarschall ... Der polnische Thronfolgekrieg rief ihn in die
nächste Schlacht. 1733 vertrieben Lacy und Münnich den polnischen König
Stanislaus I. Leszczyński von Warschau nach Danzig, das dann 1734
belagert wurde. 1734 war er Oberkommandierender bei Danzig. August II.
schlug Lacy als Dank zum Ritter des Ordens vom Weißen Adler von Polen."
Wikipedia: Peter von Lacy |
Portiones
60 # brodt
15 # fleisch oder 2
Tonnen Hering in der Fastenzeit
30 Schalen Brandtwein
15 Garnitz Bier
2 # Salz
1 1/2 Garnitz Grütz |
Rationes
60 Garnitz Haber
12 Stein Heu
15 Bunde Stroh
30 Garnitz Haxel |
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Dies
alles zu Gelde gerechnet, thut Monatlich auf jeden Mann und Pferd 21 fl.
Poln. von der Hube : das wäre Monatlich vor 1 Hube 210 fl., und vor 3
Monate wie es ausgeschrieben war, vor 1 Hube 630 fl. Also traf
Großzinder vor 77 Huben monatlich fl. 15.729 und vor 3 Monat fl. 48.510.
Ferner Kleinzinder vor 40 Huben monatlich fl. 8.400 und vor 3 Monate fl.
25.200. Endlich das gantze Werder vor 749 Huben monatlich fl. 161.290
und vor 3 Monat fl. 471.870. Doch weil dies impracticabel war, so wards
auf die Helffte, nehmlich auf 10 portiones und 10 rationes à Hube
moderirt. |
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Den 24. Febr. in der Nacht stachen die Rußen die
Radaune unweit dem Scharfen Ort durch und benahmen also der Stadt
[Danzig] das [Trink-])Wasser. |
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Den 26. Febr. streiften sie durchs gantze Werder,
und besahen alle Plätze und fingen auch zugleich an den proviant und
fourage einzutreiben. |
Fourage: Lebensmittelbeschaffung,
Plündern - siehe mehr bei
Wikipedia |
Den 27. Febr. lieferten die Großzinderschen von
beyderley etwas zum ersten mal in das Rußl. Lager. |
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Martius |
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Den 3. gingen zum erstenmal die dantziger
Schnaphähne, ihr Amt zu exerciren aus, zu beiden Unglück der Stadt und
dem Land. |
Schnaphahn: Strauchdieb,
Strassenräuber, hier Partisan |
Den 6. gab der Obrista vom Petersburgischen Regiment
eine schriftl. Salvaguarde vor Groß und Klein Zinder der Cosaken wegen
aus. |
Salvaguarde: Eine Art Schutzbrief |
Den 9. Kam ein Regim. Quart. Meister von diesem
Regim. mit 36 Mann nach Großzinder proviant zu holen, und forderte 164
portiones. Sonsten waren an Großzinder folgende Regimenter angewiesen,
nehml.
1)
das Ladogaische, war des Gen. Feld March. seines
2)
das Narvische, war des Gen. Lacy seines
3)
das Petersburgische, alle infanterie
4)
das Novotroysche Dragoner-Regim. hernach kam von Petersburgl.
5)
das Troytzsche infant. Regim. So solte auch noch über des 1 portio und 1
ration.
6)
an das General-Quartier-Meister-Amt, auch
7)
an das Magazin in Praust eeingeliefert werden.
d. 14. Kamen 12 Mann vom Narvischen-Regim. nach
Großz. auf execution wegen proviant, blieben aber nur die Nacht über biß
an den folgenden Morgen.
d. 19. Marschirte ein Regim. Donscher Cosaken durchs
Dorff und hielten zu Gemlitz ihr Nacht-quartier, von da sie hernach über
Langfelde und Letzschkau nach Käsemark zogen.
Eod.
In der Nacht occupirten die Rußen den Ohrischen Schlagbaum, mehr durch
heimlichen Verrat als durch ihre Tapferkeit, und hatten die Rußen den
Abend zuvor die 2 Stolzenbergl. Mühlen, nebst einem Krug und etl.
Hausern angesteckt, als ein Signal, um ihr abgecartetes dessein
außzuführen, welches das allererste feuer bey Danzig war, so viel
betrübte Folgen nach sich gezogen; indessen waren die Rußen doch die
Anfänger davon. |
Der General Feldmarchal ist Burkhard
Christoph von Münnich, * 1683 in Neuhuntorf in der Wesermarsch, † 1767
in St. Petersburg
siehe den langen Wikipedia-Artikel
Die russischen Regimenter
siehe hier |
d. 22. legt sich ein Leutn. vom Novotroysch.
Dragoner-Regiment Namens Demetrius Scuratow mit etl. 20 Mann ins Dorff
ins quartir; und zu Kleinzinder ein Leutnant vom Petersburgl. Regim.
Namens Galvazow, mit 30 Mann, auf execution wegen fourage und proviant. |
Danziger Haupt: Landspitze, wo sich
die Elbinger Weichsel vom Hauptstrom der Danziger Weichsel teilt. Über
die dortige Festung
siehe Wikipedia.
Karte Homann 1720 |
d. 23. Nachmittag um 2 Uhr occupirten die Rußen und
Cosaken 2000 Mann in allem das Haupt auf der Weichsel (* Anmerkung: Eine
Befestigung zwischen Weichsel und toter Weichsel - gegenüberliegend von
Schmerblock), welches die dantziger mit Fleiß verließen.
d. 28. Nachmittage zündeten die Dantziger ein Theil
Peterhagens außerhalb dem Peters Thore und dann das Schottland an,
welches gebrandt hat biß zum 2. April: doch das meiste davon nebst dem
Jesuiten collegio blieb stehen, weil die Russen mit halffen löschen und
abbrechen, was nur möglich war. |
Homann:
Das belagerte Danzig eine
Weltberühmte Haupt- und Handelstatt des Polnischen Preussens : mit ihren
Vorstaedten und der Weichselmünder Schanz, wie solche vom 14. Febr. 1734
von denen Russen eingeschlossen, von 20. Mart. aber biß zu den 7. ten
Jul. erfolgten Übergabe, förmlich belagert worden. |
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