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Chronik Anno 1659 |
Anmerkungen |
Mein votum. Wir bitten Herr erlös uns doch diesem
Jahr von der Schweden Joch! |
Die Einschübe und
Anmerkungen von Johann Moneta, Prediger von 1728 bis 1757, sind in blau dargestellt.
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Und der selige Mann ist
gleichwohl selbst ein Schwede von Geburt gewesen. NB: Ja so glauben es
hier insgemein die Leute, er sagt aber selbst, er sei aus Nürnberg,
welches auch bei seinem Bildnis in der Kirchen exprimiret stehet.
Vid seel. Zahnii seine lang Kirchenbuch in dem Taufregister pag. 20, 21
wo er seine Ankunft hier selbst notiert. |
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Dominica Oculi war uns ein rechter Augensonntag und
die Woche durch, denn den Sonnabernd zuvor war der 15. Martiy, [da]
wurde die Stadt Dirschau von den Schweden belagert, dabei von Prinz
Adolphs Generalissimus und anderen Generalspersonen das Danziger Werder
auszurauben, preisgegeben worden. |
3. Sonntag in der
Passionszeit: Meine Augen schauen auf den Herrn, Psalm 25, 15 |
Das ist doch Gottlob! Ao.
1734 in den Rußlandtroublen niemals geschehen und haben wir uns in Groß
Zünder davor nicht zu fürchten gehabt. Hatten auch immer Salva guarde,
sovohl an Soldaten als auch eine schriftliche vom Herrn
Generalfeldmarschall, Grafen von Münnich, die ich für beide
Dörfer Procuriert gehabt .p. |
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Wir in Großen Zünder mußten uns wohl um- und
vorsehen, obwohl schwedische Salva guardi [Schutz / Hilfstruppen?]
vorhanden, hielt´s doch hart, daß wir nicht andern gleich gemachet
würden. Es hatte aber Generalmajor Nicolaus Dancuart Lilienström,
Commandant aufm Haupt, ein ehrlicher Cavallier, der mit in der
Belagerung gewesen |
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Wie unter den Russen ao.
1734 der Leutnant Muranzow in Groß Zünder auch getan, zwar ein geborener
Russe, aber sonst ein guter, ehrlicher Mann. |
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sich unserer treulich angenommen und für uns
gesorget, wie er uns für [vor] Ausplünderung erhalten könnte. Ließ uns
auch ein- und das andermal sagen und wissen, was wir tun sollten, das
Beste wäre besser in allem Fall an die Seite zu bringen, weil nicht
zutrauen und leicht etwas Böses entstehen könnte, obschon beim
Generalissimo erhalten, wir zufrieden bleiben sollten. Den 20. Marti
ging Dirschau per Accord an die Schweden über, welche den Tag zuvor mit
halben Karthaunen stark an die Stadtmauern cannoniret, aber so gar viel
damit nicht ausgerichtet hatten und haben. Die Polen in der Stadt, so
von Fußvolk stärker gewesen als [das] der Schweden, ihre Courage bald,
ehe man´s vermutete, fallen lassen und um Accord angelanget, vom 21. bis
22. dito stund die schwedische Armee, von welcher Cavallerie viel nach
Danzig und Stargard gelaufen – man sagte über 300 Mann – zu Stüblau und
Güttland. Den 22. Rückten, rückten sie nach Praust, kamen in die
Rosengasse in der Ohr, bekamen Danziger Reiter und Dragoner – bei 100
Mann – gefangen, taten großen Schaden, beraubten die Gute Herberge und
da herum und also auch Praust, alles aus, nahmen viel Vieh und Getreide
weg, schickten um Brandschatzung für die Ohr etc. an die Herren in
Danzig einen Trompeter, 20 000 Rthl. zu geben, erhielten aber
nichts. Derweil brannten sie in Praust sehr, darinnen beide Krüge und
etliche Bauernhöfe abgebrannt worden. Zu Güttland hätte es auch sehr
gebrannt, zu Sperlingsdorf ein Bauernhof, der Krug und die Schule wurden
auch abgebrannt, taten den Leuten mit Schlagen und Hauen großen
[Schaden] überlaß die Stüblausche und Gemlitzsche Kirche sehr verderbet
und zunichte gemacht, mit dem Frauensvolk schändlich umgegangen und
haben die Schweden wie so arg und garstig gemachet in diesem Krieg als
diesmal. |
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In diesem Stück haben sich
doch die Russen 1734 überaus menagiret und hier keine einzige Hure
hinter sich zurückgelassen zu ihrem guten Ruhm. |
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Den 24. Marti sind sie aufgebrochen und über die
Höfe wieder weg hinter Elbing gegangen. Den 13. Juni sind die Schweden
über die Höhe nach dem Strieß in die Schiedlitz und in die Weinberge
etc. kommen und vor Danzig unter den Stücken gewesen, von den Bleichen
hin und wieder viel Leinwand weggenommen und großen Raub geholet, auch
gegen die Danziger Soldaten am lichten Tage praviret und wie wohl es
ihnen hätte gewähret werden können, wie begierig der Stadt Soldaten auch
dazu waren und solchen Vorteil hatten, daß nicht ein Mann leichtlich
[hat] davonkommen können, niemand [der Danziger] sich rührte, noch
einigen Schuß tat *, dessen sich die Schweden selbst verwundert haben. |
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So gings auch oft in der
Belagerung 1734 gegen die Russen in der Stadt zu Wunderzeichen. |
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Den 22. Juni zwischen 5 und 6 Uhr nachmittags ist
vorm Ende des Dorfes allhier nach Süden zu verstehen, ist in der Wolken,
welche klar und halb gewesen, gesehen worden, ein Haufen Kriegsvolk
erstlich Fußvolk in blauen Röcken, gleich als marschierten sie nach
denen ein Stadt mit 3 Türmen, dabei diese Fußvölker vorüber
marschierten, nach diesen ein Trupp Reiter mit einem Offizier
voranreitend. Dem ritten 2 Reiter nach, darauf folgte der Trupp. Nach
ihnen folgte ein Haufen Fußvolk und ist solches aus Südwesten erschienen
und hat sich nach Osten gestrecket, wohin auch gleichsam viele Völker
marschiret. Und haben solches gesehen Peter König, ein Gärtner, des
Peter Dietens Hausfrau, welche saget, daß über dem Offizier, welcher ein
großer Reiter gewesen ist, ein Lichterkreuz gestanden; und sonst etliche
gemeine Personen [haben das gesehen]. Mir aber ist es zu sehen nicht
angesaget worden. |
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Den 10. Juli über Wotslaff, Schönau, Herzberg und
Groß Zünder ein heftig grausam Ungewitter gewesen, daß man vermeinete,
die Welt würde vergehen. Hat großen Hagel wie Musketenkugeln und kleine
Hühnereier groß geworfen, [und hat] damit am Getreide worauf er
gefallen, großen Schaden getan, ganz zunichte geschlagen das Laub auf
den Bäumen und das Gras auf dem Felde zerschlagen und verderbt. Davon
auch Kiebitze und Sperlinge zu Tode geschlagen worden und ist häufig
gefallen, daß man an den Winkeln der Häuser etliche Karren [hätte]
vollfüllen können. Und ist etlicher Orten obwohl sehr warm Wetter
gewesen, der Hagel den 3. Tag hernach funden worden, wie zu Wotslaff
Clas Dau berichtet. |
Clas (Claes) Dau, * Landau oder
Wotzlaff zw. 23.09. und 05.10.1625
- mehr - |
Den 10. September haben die Schweden die Stadt
Dirschau verlassen. |
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Den 27. September die Nacht zuvor sind die Danziger
um die Gegend Stüblau oder Gemlitzer Kampen ins große Werder ohne
Widerstand gefallen. Selbigen Tag vormittags haben die Schweden aus dem
Haupt zu Käsemark Peter Haslauen, Hans Kling zu Schmerblock der Witwen
Janzschen und des Jochen Küters Hof angestecket und abgebrannt. |
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Den 2. Oktober ist die Real-Hauptfestung von den
Danzigern totaliter belagert worden. Wie vom Vorjahr bis Joh. Baptist
[24.6.] * eine trockene Zeit gewesen; daß viele Samen verdorben, |
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trockne und nasse Zeit [???]
NB: Ebenso ist es auch fast hier geschehen Ao. 1736, Ao. 1747 war es
wieder so, aber ao. 1748 vom Mai an bis September eine stete Hitze und
Dürre. |
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so ist von Joh. Bapt. bis St. Michaelis groß Regen-
und Windwetter continuirlich gewesen, daß die Feldfrüchte gar übel sind
eingebracht worden. Und ist den 4. Oktober ein solcher ungewöhnlicher
Sturmwind aus Westnordwest entstanden, daß [es] undenklich ist, hat
großen Schaden an Früchten und Gebäuden getan. Und zu Klein Zünder
allein 5 Scheunen niedergeworfen. |
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yf.etiam infr. p. 33. ao.
1677 u. 1708.
Ao. 1737 den 31. Jan. war auch ein solcher Wind, der in Groß Zünder die
Dächer sehr beschädiget, auch etliche Zäune, item 2 Scheunen und 3
Ställe, auch 2 Wassermühlen ganz umgeworfen. Yf. Das neue Kirchenbuch in
Chron. p.23 it. p.43. d. 13. Dez. 1747 |
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Den 29. Oktober haben die Danziger angefangen,
Feuerkugeln in die Festung Haupt zu werfen, hat selbiges wohl schlechten
effect gehabt. Den 30. Oktober wieder geworfen und sind 3 Feuer drinnen
aufgegangen. |
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Den 25. November zu Abend ist das kleine aber
wohlfeste Schanzige zu Käsemark per Accord den Danzigern und zwar Major
Tamson geliefert worden, worinnen ein Capitän, ein Leutnant und 50
gemeine Knechte gelegen, 2 Eisenstücke und 6 Schlachtschwerder [?]
gehabt. |
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Den 29. November im Rytut [Reißaus] vor dem kleinen
Schanzig haben die Danziger 32 Mann. Schweden, darunter Capitain Daniel
ein Schwede und Forbus Fendrich - ein Elbinger gewesen, an[ge]kommen.
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In der ersten Dezemberwoche ist ihre Königl.
Majestät zu Polen und Schweden, Johann Casimir und der königliche
General in Dirschau [ange]kommen. |
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Den 22. Dezember ist die Festung Haupt vom
Generalmajor Niclas Dancwart-Lilienström commandiret, per Accord den
Herrn von Danzig übergeben, da denn die schwedische Besatzung mit
fliegenden Fahnen ober und unter Gewehr brennenden Lunten gerührten
Spiel mit 10 Regiment und 6 größern Tücken und also mit Sack und Pack
aus und ab nach Danzig gezogen, in die Ohr einquartiret worden, mit
Hinterlassung vielen Vivens über 50 Last Roggen und Weizen durch ein
andern ohngefährt 5 Last Maltz etc. 22 Stück Geschütz, einen großen
Feuermörser und bei 62 Zentner Pulver, |
Clas (Niklas) Danckwardt-Lillieström (1613 - 1681)
- siehe im
Schwedischen Reichsarchiv
Ostern 1660 verehrt die Gemahlin von
Clas (Niklas)
Danckwardt-Lillieström der Kirche zwei große "Wachs licht" - siehe
Inventarium |
wie dies und die ganze Belagerung von Hrn. Petro
vogetio S. S. Th. Stud. beschrieben und in Druck
herausgegeben worden. |
Peter Vogeten: Wahrhafftiger und
gründlicher Bericht von Belager- und Eroberung der Haupt-Schantze in der
Dantziger Nährung Anno 1659, 1661 |
2014 schreibt Wolfgang
Naujocks im
Forum.Danzig.de: "Ende
November 1659 starb auf dem von den Schweden besetzten und
von Danziger Truppen belagerten Danziger Haupt ("Gdańska
Głowa" / Landspitze am Abzweig der Elbinger Weichsel von der
Stromweichsel) der Sohn des schwedischen Generalmajors
Niclas Dancuare (Nikolaus Dankwart) Lilienström.
Der Leichnam wurde am 11.12.1659 den Danziger Belagerern
übergeben, über die Elbinger Weichsel mit militärischem
Geleit nach Schönbaum überführt und dort in der Sakristei
der evangelischen Kirche beigesetzt.
Und über den Abzug der Schweden schreibt er im
Forum.Danzig.de:
Die schwedischen Truppen ... zogen am 22.12.1659 mit ihren
schweren Waffen, ihrem Lebendproviant (25 Rinder und 50 - 100
Schafe und Ziegen) sowie ihren Kranken und "Fraw und
Kindern, Dienern, Reit- und Fuhrknechten, Jungen, Mägden und
Marquetendern" ab und erreichten in einem gewaltigen
Kraftakt über die winterliche Weichsel ab Nachmittag des
gleichen Tages Heubude. Am Folgetag kamen sie in ihren
vorgesehenen vorläufigen Unterkunftsorten Ohra und
Guteherberge an wo sie bis zum 14.01.1660 blieben.
....
Nachdem die Schweden das Danziger Haupt aufgegeben hatten,
war der Krieg praktisch beendet. Am 03. Mai 1660 kam es dann
zum berühmten "Frieden von Oliva".
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Gott ewig Preiß und Dank der nunmehr hat Erhöret
uns, ganz Danziger Land und Stadt erlöset von der Schweden Haft und
Hand! Herr, hilf hinfort! Gib Glück und Frieden dem Land! |
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