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Nachbarn und Hofbesitzer in
Groß und Klein Zünder vom 17. bis 20. Jahrhundert

Groß Zünder

               
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GrZ And

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Klein Zünder

               
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KlZ Hancke 1619

KlZ 1648

KlZ And

   

KlZ Lehrer

 

 

Kb Chronik Anno 1659

Anmerkungen

Mein votum. Wir bitten Herr erlös uns doch diesem Jahr von der Schweden Joch!

Die Einschübe und Anmerkungen von Johann Moneta, Prediger von 1728 bis 1757, sind in blau dargestellt.

Und der selige Mann ist gleichwohl selbst ein Schwede von Geburt gewesen. NB: Ja so glauben es hier insgemein die Leute, er sagt aber selbst, er sei aus Nürnberg, welches auch bei seinem Bildnis in der Kirchen exprimiret stehet.

Vid seel. Zahnii seine lang Kirchenbuch in dem Taufregister pag. 20, 21 wo er seine Ankunft hier selbst notiert.

 

Dominica Oculi war uns ein rechter Augensonntag und die Woche durch, denn den Sonnabernd zuvor war der 15. Martiy, [da] wurde die Stadt Dirschau von den Schweden belagert, dabei von Prinz Adolphs Generalissimus und anderen Generalspersonen das Danziger Werder auszurauben, preisgegeben worden.

3. Sonntag in der Passionszeit: Meine Augen schauen auf den Herrn, Psalm 25, 15

Das ist doch Gottlob! Ao. 1734 in den Rußlandtroublen niemals geschehen und haben wir uns in Groß Zünder davor nicht zu fürchten gehabt. Hatten auch immer Salva guarde, sovohl an Soldaten als auch eine schriftliche vom Herrn Generalfeldmarschall, Grafen von Münnich, die ich für beide Dörfer Procuriert gehabt .p.

 

Wir in Großen Zünder mußten uns wohl um- und vorsehen, obwohl schwedische Salva guardi [Schutz / Hilfstruppen?] vorhanden, hielt´s doch hart, daß wir nicht andern gleich gemachet würden. Es hatte aber Generalmajor Nicolaus Dancuart Lilienström, Commandant aufm Haupt, ein ehrlicher Cavallier, der mit in der Belagerung gewesen

 

Wie unter den Russen ao. 1734 der Leutnant Muranzow in Groß Zünder auch getan, zwar ein geborener Russe, aber sonst ein guter, ehrlicher Mann.

 

sich unserer treulich angenommen und für uns gesorget, wie er uns für [vor] Ausplünderung erhalten könnte. Ließ uns auch ein- und das andermal sagen und wissen, was wir tun sollten, das Beste wäre besser in allem Fall an die Seite zu bringen, weil nicht zutrauen und leicht etwas Böses entstehen könnte, obschon beim Generalissimo erhalten, wir zufrieden bleiben sollten. Den 20. Marti ging Dirschau per Accord an die Schweden über, welche den Tag zuvor mit halben Karthaunen stark an die Stadtmauern cannoniret, aber so gar viel damit nicht ausgerichtet hatten und haben. Die Polen in der Stadt, so von Fußvolk stärker gewesen als [das] der Schweden, ihre Courage bald, ehe man´s vermutete, fallen lassen und um Accord angelanget, vom 21. bis 22. dito stund die schwedische Armee, von welcher Cavallerie viel nach Danzig und Stargard gelaufen – man sagte über 300 Mann – zu Stüblau und Güttland. Den 22. Rückten, rückten sie nach Praust, kamen in die Rosengasse in der Ohr, bekamen Danziger Reiter und Dragoner – bei 100 Mann – gefangen, taten großen Schaden, beraubten die Gute Herberge und da herum und also auch Praust, alles aus, nahmen viel Vieh und Getreide weg, schickten um Brandschatzung für die Ohr etc. an die Herren in Danzig einen Trompeter, 20 000 Rthl. zu geben, erhielten aber nichts. Derweil brannten sie in Praust sehr, darinnen beide Krüge und etliche Bauernhöfe abgebrannt worden. Zu Güttland hätte es auch sehr gebrannt, zu Sperlingsdorf ein Bauernhof, der Krug und die Schule wurden auch abgebrannt, taten den Leuten mit Schlagen und Hauen großen [Schaden] überlaß die Stüblausche und Gemlitzsche Kirche sehr verderbet und zunichte gemacht, mit dem Frauensvolk schändlich umgegangen und haben die Schweden wie so arg und garstig gemachet in diesem Krieg als diesmal.

 

In diesem Stück haben sich doch die Russen 1734 überaus menagiret und hier keine einzige Hure hinter sich zurückgelassen zu ihrem guten Ruhm.

 

Den 24. Marti sind sie aufgebrochen und über die Höfe wieder weg hinter Elbing gegangen. Den 13. Juni sind die Schweden über die Höhe nach dem Strieß in die Schiedlitz und in die Weinberge etc. kommen und vor Danzig unter den Stücken gewesen, von den Bleichen hin und wieder viel Leinwand weggenommen und großen Raub geholet, auch gegen die Danziger Soldaten am lichten Tage praviret und wie wohl es ihnen hätte gewähret werden können, wie begierig der Stadt Soldaten auch dazu waren und solchen Vorteil hatten, daß nicht ein Mann leichtlich [hat] davonkommen können, niemand [der Danziger] sich rührte, noch einigen Schuß tat *, dessen sich die Schweden selbst verwundert haben.

 

So gings auch oft in der Belagerung 1734 gegen die Russen in der Stadt zu Wunderzeichen.

 

Den 22. Juni zwischen 5 und 6 Uhr nachmittags ist vorm Ende des Dorfes allhier nach Süden zu verstehen, ist in der Wolken, welche klar und halb gewesen, gesehen worden, ein Haufen Kriegsvolk erstlich Fußvolk in blauen Röcken, gleich als marschierten sie nach denen ein Stadt mit 3 Türmen, dabei diese Fußvölker vorüber marschierten, nach diesen ein Trupp Reiter mit einem Offizier voranreitend. Dem ritten 2 Reiter nach, darauf folgte der Trupp. Nach ihnen folgte ein Haufen Fußvolk und ist solches aus Südwesten erschienen und hat sich nach Osten gestrecket, wohin auch gleichsam viele Völker marschiret. Und haben solches gesehen Peter König, ein Gärtner, des Peter Dietens Hausfrau, welche saget, daß über dem Offizier, welcher ein großer Reiter gewesen ist, ein Lichterkreuz gestanden; und sonst etliche gemeine Personen [haben das gesehen]. Mir aber ist es zu sehen nicht angesaget worden.

 

Den 10. Juli über Wotslaff, Schönau, Herzberg und Groß Zünder ein heftig grausam Ungewitter gewesen, daß man vermeinete, die Welt würde vergehen. Hat großen Hagel wie Musketenkugeln und kleine Hühnereier groß geworfen, [und hat] damit am Getreide worauf er gefallen, großen Schaden getan, ganz zunichte geschlagen das Laub auf den Bäumen und das Gras auf dem Felde zerschlagen und verderbt. Davon auch Kiebitze und Sperlinge zu Tode geschlagen worden und ist häufig gefallen, daß man an den Winkeln der Häuser etliche Karren [hätte] vollfüllen können. Und ist etlicher Orten obwohl sehr warm Wetter gewesen, der Hagel den 3. Tag hernach funden worden, wie zu Wotslaff Clas Dau berichtet.

Clas (Claes) Dau, * Landau oder Wotzlaff zw. 23.09. und 05.10.1625
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Den 10. September haben die Schweden die Stadt Dirschau verlassen.

 

Den 27. September die Nacht zuvor sind die Danziger um die Gegend Stüblau oder Gemlitzer Kampen ins große Werder ohne Widerstand gefallen. Selbigen Tag vormittags haben die Schweden aus dem Haupt zu Käsemark Peter Haslauen, Hans Kling zu Schmerblock der Witwen Janzschen und des Jochen Küters Hof angestecket und abgebrannt.

 

Den 2. Oktober ist die Real-Hauptfestung von den Danzigern totaliter belagert worden. Wie vom Vorjahr bis Joh. Baptist [24.6.] * eine trockene Zeit gewesen; daß viele Samen verdorben,

 

trockne und nasse Zeit [???]
NB: Ebenso ist es auch fast hier geschehen Ao. 1736, Ao. 1747 war es wieder so, aber ao. 1748 vom Mai an bis September eine stete Hitze und Dürre.

 

so ist von Joh. Bapt. bis St. Michaelis groß Regen- und Windwetter continuirlich gewesen, daß die Feldfrüchte gar übel sind eingebracht worden. Und ist den 4. Oktober ein solcher ungewöhnlicher Sturmwind aus Westnordwest entstanden, daß [es] undenklich ist, hat großen Schaden an Früchten und Gebäuden getan. Und zu Klein Zünder allein 5 Scheunen niedergeworfen.

 

yf.etiam infr. p. 33. ao. 1677 u. 1708.
Ao. 1737 den 31. Jan. war auch ein solcher Wind, der in Groß Zünder die Dächer sehr beschädiget, auch etliche Zäune, item 2 Scheunen und 3 Ställe, auch 2 Wassermühlen ganz umgeworfen. Yf. Das neue Kirchenbuch in Chron. p.23 it. p.43. d. 13. Dez. 1747

 

Den 29. Oktober haben die Danziger angefangen, Feuerkugeln in die Festung Haupt zu werfen, hat selbiges wohl schlechten effect gehabt. Den 30. Oktober wieder geworfen und sind 3 Feuer drinnen aufgegangen.

 

Den 25. November zu Abend ist das kleine aber wohlfeste Schanzige zu Käsemark per Accord den Danzigern und zwar Major Tamson geliefert worden, worinnen ein Capitän, ein Leutnant und 50 gemeine Knechte gelegen, 2 Eisenstücke und 6 Schlachtschwerder [?] gehabt.

 

Den 29. November im Rytut [Reißaus] vor dem kleinen Schanzig haben die Danziger 32 Mann. Schweden, darunter Capitain Daniel ein Schwede und Forbus Fendrich - ein Elbinger gewesen, an[ge]kommen.

 

In der ersten Dezemberwoche ist ihre Königl. Majestät zu Polen und Schweden, Johann Casimir und der königliche General in Dirschau [ange]kommen.

 

Den 22. Dezember ist die Festung Haupt vom Generalmajor Niclas Dancwart-Lilienström commandiret, per Accord den Herrn von Danzig übergeben, da denn die schwedische Besatzung mit fliegenden Fahnen ober und unter Gewehr brennenden Lunten gerührten Spiel mit 10 Regiment und 6 größern Tücken und also mit Sack und Pack aus und ab nach Danzig gezogen, in die Ohr einquartiret worden, mit Hinterlassung vielen Vivens über 50 Last Roggen und Weizen durch ein andern ohngefährt 5 Last Maltz etc. 22 Stück Geschütz, einen großen Feuermörser und bei 62 Zentner Pulver,

Clas (Niklas) Danckwardt-Lillieström (1613 - 1681) - siehe im Schwedischen Reichsarchiv

Ostern 1660 verehrt die Gemahlin von Clas (Niklas) Danckwardt-Lillieström der Kirche zwei große "Wachs licht" - siehe Inventarium

wie dies und die ganze Belagerung von Hrn. Petro vogetio S. S. Th. Stud. beschrieben und in Druck herausgegeben worden.

Peter Vogeten: Wahrhafftiger und gründlicher Bericht von Belager- und Eroberung der Haupt-Schantze in der Dantziger Nährung Anno 1659, 1661

2014 schreibt Wolfgang Naujocks im Forum.Danzig.de: "Ende November 1659 starb auf dem von den Schweden besetzten und von Danziger Truppen belagerten Danziger Haupt ("Gdańska Głowa" / Landspitze am Abzweig der Elbinger Weichsel von der Stromweichsel) der Sohn des schwedischen Generalmajors Niclas Dancuare (Nikolaus Dankwart) Lilienström.

Der Leichnam wurde am 11.12.1659 den Danziger Belagerern übergeben, über die Elbinger Weichsel mit militärischem Geleit nach Schönbaum überführt und dort in der Sakristei der evangelischen Kirche beigesetzt.

Und über den Abzug der Schweden schreibt er im Forum.Danzig.de:
Die schwedischen Truppen ... zogen am 22.12.1659 mit ihren schweren Waffen, ihrem Lebendproviant (25 Rinder und 50 - 100 Schafe und Ziegen) sowie ihren Kranken und "Fraw und Kindern, Dienern, Reit- und Fuhrknechten, Jungen, Mägden und Marquetendern" ab und erreichten in einem gewaltigen Kraftakt über die winterliche Weichsel ab Nachmittag des gleichen Tages Heubude. Am Folgetag kamen sie in ihren vorgesehenen vorläufigen Unterkunftsorten Ohra und Guteherberge an wo sie bis zum 14.01.1660 blieben.
....
Nachdem die Schweden das Danziger Haupt aufgegeben hatten, war der Krieg praktisch beendet. Am 03. Mai 1660 kam es dann zum berühmten "Frieden von Oliva".

Gott ewig Preiß und Dank der nunmehr hat Erhöret uns, ganz Danziger Land und Stadt erlöset von der Schweden Haft und Hand! Herr, hilf hinfort! Gib Glück und Frieden dem Land!