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Chronik Anno 1735 |
Anmerkungen |
Januarius d. 9. als
Dom. 1. p. Epiphan. ward in Großzinder ein Knecht, Hanß Drosinow von
einem andern, Hanß Kruzel, einem catholischen, vor Dirksens Kruge des
Abends umb 9 Uhr, und zwar nur mit den bloßen Händen todtgeschlagen,
denn er ihm recht das Genick abgeschlagen hatte. Der Todte ward drauf
nach der Stadt gebracht, und ward, nachdem er mit Recht aufgehoben, auf
dem armen Sünder-Kirchhoff fernauf begraben. Aber der Thäter war diesmal
entwischt, biß seine Stunde kommen wird. |
Peter Dirksen, † 1734,
Krüger des Mittelkruges und Nachbar von
Hof GrZ 10 |
d. 16. als Dom. II.
p. Epiph. unter der Predigt, kam ein Major mit einer compagnie Rußen so
von Elbing kommen und nach der Oliva auf proviant-execution wollten,
(x) hir ins dorff (x) so hieß es zwar, allein sie gingen selbst nach
der Stadt auf execution, den andern termin der Rußl. pretension
[Anspruch, Forderung] von 10
Tonnen oder 1 million zu empfangen und hatten sie auf Langgarten in dem
Rußl. Residenten-Hoffe ihr quartir und von der der Stadt freye Station.
Blieben irgend 3 Stunden, sodann marchirten sie fort und nahmen biß nach
Wotzlaff etlich podwoden vor ihre bagage mit. |
Auf der Karte von 1939 (!!!) auf dem
Langgarten das Russische Konsulat
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d. 17. Als am
jährigen Krönungstage [ein Jahr nach der Krönung]August III. wurden die canonen umb 12 Uhr rund umb
die Stadt abgefeuert, und konte man es hir wol hören; wie mann denn auch
die gantze Belagerung hindurch alles canoniren und bombardiren hier und
durchs gantze Werder gar wol hat hören können, ja es sol sogar in
Dirschau, Marienburg, Elbing, Pillau, Königsberg, Graudentz und
Mariensee in etwas geschallet haben; wie mir hohe Leute dieser Orte vor
eine gewiße Wahrheit ist berichtet worden, daß sie es selbsten vernommen
und gehöret hätten.
d. 21. Februar passirten etl. 20 Mann Rußen
Infanterie, von Dantzig kommend hierdurch
nach Elbing.
d. 23. ging die
Weichsel zum andernmal, und gottlob gantz glücklich fort, nachdem sie
aufs neue war bestehen geblieben.
Aprilis d. 12. Am
Oster-Dienstage hat sich Matthis Milke, ein catholischer Einwohner in
Großzinder, unter der Predigt in Dirksen Kruge, zu tode gesoffen,
nehml[ich] er softe vor 33 gl. Machandel, mit gestossenem Pfeffer und
Schnupftobak vermenget aus, umb sich das fieber, wie es hiß, zu
vertrinken, und hatte dem Todt davon; doch ward er auff burgMstl.
Consens, weil er sich doch nicht vorsetzlich ums Leben gebracht, auf dem
Kirchhoffe, unter der Eiche, an der Mauer, stilschweigend d. 14. darauf
begraben. |
Wikipedia: August III. (Polen)
* 1696, † 1763
wurde am 17.01.1734 (!!!) in Krakau gekrönt.
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Junius d. 21. kam
ein Rußl. Leutnant, vom Wielikalukischen Regiment, Namens Grinkof, mit
20 Mann auff die Nacht ins Dorff in quartir, und suchte hir deserteurs,
fand auch euinen bey Gißbrechten, und noch andernorts hatte er einen
Cosaken außgefunden, er gab mir noch denselben abend eine visite, und
auf den andern Morgen, als den 22. frühe ritte er mit seinem commando
wieder weiter. |
Gißbrechten = Cornelius Gisbrecht,
* 1704, † 1742,
Nachbar
Hof GrZ 02 |
d. 23. Sind endlich
die Herren Deputirte der Stadt Dantzig, gesund und wolbehalten allesamt
von Petersburg zurück gekommen; haben aber wenig vor die Stadt in ihrer
obhabenden mission daselbst ausrichten können. Denn die letzte
Resolution / nach bericht der Zeitungen / der Rußl. Kayserin bey ihrer
Abschieds-audience / so d. 27. May gewesen / war diese gewesen: daß die
Stadt Dantzig die letzte Summe, worüber man sich bey der capitulation
verglichen, unzerstreut und ohne fernere Nachlassung bezahlen solle;
doch diejenige million rl deren bezahlung
ihr wegen der retirade des Königs Stanislai aufferlegt worden war, solte
derselben wegen der von Seiten des Magistrats gegebenen threuen
Versicherungen, daß weder er, der Magistrat, noch die bürgerschaft,
daran theil noch davon Wissenschaft gehabt, noch sie worin befördert,
verlasßn worden. Ferner verlautete, daß Sie den Deputirten die Reisen
und ander dergl. Kosten gäntzlich habe ersetzen laßen: welches sich doch
hernach anders befunden; sinthemal sie nicht im geringsten worin sind
deferiret
[zumuten, abfordern] worden. |
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December d. 25. u.
26. Ward hir auff Nachgebung des Werderschen Amts ein Kirchenstand des
vorm Jahr abgebrannten Reichenbergischen Kirchenbesitzes, Kirchen und
auch Pfarr-Hauses zum besten gehalten, und trug ein Fer. 1 ins
Weyhnachten des Morgens fl. 15 und 29 1/2 gl. zum Vesper, fl. 2 und 8
1/2 gl. Fer. II im Weiyhnachten des Morgens 13 fl. 5 gl. in Summa 31 fl
13 gl. und hat ein Kuhhirt, Nahmens Jacob Helm vor sich allein 4 fl.
oder 1 Spec. rl. eingeleget und damit die viel andern wohlhabenden
Nachbarn beschämet. |
Zahlreiche Randbemerkungen.
Erstaunlicherweise sind die
Kirchenbücher von Reichenberg gerettet worden ... sie gehen bis 1613. |
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