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Chronik ab Anno 1733 |
Anmerkungen |
Vorrede
Gnade und Friede von Gott und dem Vater unseres
Herrn Jesu Christi, Amen!
Gegenwärtige neue Kirchenbuch * ist bey diesem
Groß-Zünderischen Kirchspiel nach seiner Zahl und Ordnung das Dritte.
* kostet der Kirchen 10 fl. 12 gl.
vide p. 6
Das erste und älteste ist in länglich folio, und in
roth Pergament eingebunden, und begreiffet in sich die Jahre 1648 biß
1657, ja das Todten-Register geht biß auf das verstrichene Jahr 1732
ohne das etwas fehlen solte. Es hat selbiges der Seel. hl. Elias Zahn
angefangen
* ohne Zweifel wie es denn auch die
Sache selber nicht anders aufweiset
und zwar zu allererst: und zwar zu allererst denn
was die Zeiten vor ihn betrifft, davon ist nirgend was vorhanden:
hernach haben alle bey dieser Gemeine stehende Herren Prediger Seel.
Gedächtnis beliebet in dieses Specificirte Kirchen-Buch besonders die,
so in dem Herrn entschlafen sind, einzutragen, welchen ich denn auch vor
mein Theil und Ordnung biß auf dieses Jahr gefolget. Wie nun der Seel.
Herr Tobias Colerus zum Prediger allhir war bestellet worden, so machte
Er sich nicht allein umb diese gantze Gemeine durch getreue Seel-Sorge
für sie, und auch umb diese Großzind. Kirche durch derselben Erneuerung
und Außzierung höchstens verdient; sondern Er fertigte auch auff
Anordnung Sr. ... hochl. hl. Adrian von der Linde als damaligem
Werderischen hl. BürgerMeisters, das andere Kirchenbuch an, welches
ordninair folio, und ebenfalls in roth Pergament eingebunden.
* Nachtrag von Prediger August
Christian Bette 1809: dieses Buch hat wegen seiner sehr schlechten
Beschaffenheit ... 1809 mußte genommen ... u. ein anderes und zwar ...
Pergament ... u. ... geschlagen ...
In selbiges hat Er nun alles Zusammen getragen, was
in dem ersten Kirchenbuche sich von Anfang an befunden, / außer die
Todten wir gedacht / damit Er seinen Nachfolgern ein vollständiges
Kirchenbuch hinterlaßen möchte, dem nichts fehlte: wie Er es denn auch
mit einem Kirchen-inventario, auch einer Kirchen-chronica und einem
catalogo der Weyl. [weiland] gewesenen Prediger dieses Orts versehen
wurd.
Und dieses benannten anderen Buches habe ich mich in
meinem H. Ampte auch bestimmt, biß auf das letztverstrichene Jahr mit
welchem der Raum in demselbigen gäntzlich zu Ende gegangen, daß ich mich
verbunden gesehen, dieses itzige dritte Kirchenbuch zu besorgen und
anzulegen. Ich habe es aber
eingetheilet in VI Abschnitte, wie hier zu sehen,
nehml.
I Kirchen-chronica pag 7 ff
II Kirchen-inventarium pag 79 ff
III Tauff-Register pag. 127 ff
IV Trau-Register pag. 355 ff
V Todten-Register pag. 495 ff
VI Namen-Register pag. 725 ff
NB: VII Die Balance [Bilanz] des jährlich zu- und
abnehmenden Kirchzinß alhir stehet pag. 111
Solcher Gestalt habe ich mich nach aller Müglichkeit
der accurateße beflißen, und meinem hl. Successori dereinst ein
ordentliches Kirchenbuch einzuliefern, als ich wol eines empfangen. Denn
ich habe das vorige beymeiner Ankunft alhier über die maßen zerrißen und
confuse gefunden. Erstlich war es auß seinem Drucke gantz heraußgerißen,
hernach war es durchgehend von einandergetrennet, so daß nichts als lose
convolute und sehr viel abgeschnittene Blätter zu finden waren. Wie es
mir nun also von den Vorstehern war eingehändiget worden, nahm ichs vor,
und collationirte alles, hatte aber nicht wenig Mühe, ehe ich alles
zusammen finden konte, was eigentlich zusammen gehöret. Von [Während]
etlichen Jahren war gar nicht einmal was eingeschrieben, doch erhielte
ich auch vom Schulmeister hernach die Monatlichen Register, und befand
endlich, daß in so weit zwar nirgend ein mangrement [Fehler, Mangel]
sich äußerte, gleichwol konte es so nicht bleiben. Darum ließ ich es
durch einen buchbinder * in meinem Hause so auf
* Nehmlich den Dirschauischen namens
Mixius
meine Kosten und in meiner Gegenwart zusammen
heften, auch die Monat-Register in 4. to an gehörigen Orten mit
einschalten, und es folglich also einbinden, so gut als es hat angehen
wollen und [unleserliche Randbemerkung, vermutlich nicht von Johann
Moneta geschrieben] und wie es itzo noch befindlich ist. Was die losen
Blätter anlanget, so sind sie gleichfalls ordentlich wieder zusammen
gekleistert worden; doch muß daran etwas seyn abgeschnitten worden, was
den bauern nicht in ihren Kram gedienet, dahinter ich aber niemals habe
kommen können. Vielleicht sinds Dinge gewesen, die entweder die
Umbstände dieses Pfarrdienstes, oder aber meinen Seel. H. antemforem in
particularii angegangen, welche man auf die Weise gern hat Supprimiren
oder annuliren wollen *
*
[Randbemerkungen zumeist nicht zu
entziffern, bis:] ... die er
ihm schuldig gewesen, sol geschuldet haben; wie ichs 1737 nach des
Köpkes Tode, erfahren
|
In blauer Schrift: Nachträge am Rand
von Prediger Johann Moneta
Die "Vorrede" ist von Prediger Johann Moneta nicht 1733 geschrieben
worden sondern viele Jahre später, eventuell erst um 1750:
- es wird Bezug genommen auf
Ereignisse, die nach 1733 stattfanden;
- Moneta erwähnt mehrfach seine
kommenden Nachfolger. An diese ist jedoch 1733 noch lange nicht zu
denken. Insofern macht
diese Vorrede partiell den Eindruck eines Übergabeprotokolles. |
Zum wenigsten werden sie nicht weiße unbeschriebene
blätter, die Niemanden irren, abgeschnitten haben. Und ich argwohne
daher was verherends (weil in der vacance meines Seel. hl. anteccessoris
der damalige Bau-Vorsteher Daniel Köpke |
Daniel Köpke, *1676, † 1736
Kirchenvorsteher, Schlickgeschworener,
Nachbar
Hof GrZ 13 |
*
[umfangreiche Randbemerkungen
darüber und den ganzen rechten Rand der KB-Seite beginnend mit:]
O! ein unwürdiger Vorsteher, ja ein Unchrist und noch ungerechter als
wie Heyde. boßhaft, hoffärtig, trotzig, eigennützig über alle
menschliche Art ...
Nachbar in Großzind. welcher das Kirchenbuch zu sich
genommen und gar genau durchgesehen hatte; die fata des Seel. hl. Tob.
Coleri bey diesem Kirchspiel, welche Er uns zur Nachricht, und den
Großzinderschen zum ewigen Verdriß ihres Undanks gegen ihn, mit eigener
Hand sorgfältig aufgeschrieben; außzuschneiden und zu verbrennen sehr
begierig gewesen, auß Uhrsachen, weil das denen Predigern nichts
anginge, was die Vorfahren mit hl. Colero vorgehabt. Allein er ward vom
alten Gerhardt Kohlen, auch Vorsteher und Nachbar in Groß Zind., daran
gehindert, der ihm bedeutete, man müßte es stehen laßen, daß sie sich an
ihren Voreltern spiegeln könten, umb nicht so unbescheiden mit ihrem
Seelsorger umbzugehen, sondern ihn in größeren Ehren zu halten. Demnach
blieb die Verstümmelung des Kirchenbuchs vordiesmal unterwegend / es sey
denn daß vorhero und ingeheim etwas geschehen seijn mag / jedoch kan ich
nich umbhin, meinen hl. Successoren zu benachrichtigen, was wir
sämtliche membra des Erglich. [?] Werderischen Ministerii zur
conservation und Sicherheit derer Kirchenbücher einmüthig beschloßen,
nehmlich: wenn sich irgend bey einer Kirchen eine vacance ereignet,
entweder durch Absterben oder translocation; so sollen der Prediger des
Amts, oder die nachgebliebene Witwe, oder im Fall keine vorhanden,
dessen Erben, das Kirchenbuch, oder die Kirchenbücher der Kirchen alsden
nicht denen Vorstehern, oder Schulmeistern zur Verwahrung übergeben;
sondern solche versiegelt entweder so lange selbst in Verwahrung
behalten, biß ein neuer Prediger vorhanden, daß sie ihm selbige
eigenhändig abgeben können; oder sie sollen sie dem beichtVater des
abgegangenen Predigers vertrauen, daß Er sie zu rechter Zeit dem
neuen Prediger einliefern möge. Welches denn auch zum erstenmal in der
vacance Seel. hl. Cretlows, Weyl. Prediger zu Gottswalde ist observiret
und introduiret worden. Und das ist auch sehr wol und gut ordonniret
worden, denn die bauern, sie mögen sich auch noch so wol gegen ihren
Prediger äußerlich anstellen, so sind sie ihnen dennoch im Hertzen
falsch und untreu, und suchen viel lieber eher was abzubringen als
aufzubringen, sonderlich wenn vacanzien vorhanden sind. |
Tja, verehrter Johann Moneta, da kann ich Dir nur
verkünden, dass sich in den folgenden Jahrhunderten bei den direkten
Nachfahren der von Dir verfluchten Köpke durchaus ein Element des
Widerstands, der Obstruktion, des Mißtrauens gegenüber den sog.
Autoritäten, des selbsterhobenen Kopfes ihnen gegenüber, durchaus
erhalten hat. |
So ist eg ebenfals zu solcher Zeit außer allem
Zweifel, das EinschreibGeld vor die Getauften, davon in hl. Coleri
Kirchenbuch in der Kirchen-chronico pag. 29 sub Ao. 1664 d. 6. Marti
umbständlicher zu lesen ist, abgekommen, ohne daß es jemals wieder
auffkommen dürffte. Ich habe zwar nicht ermangelt bey Veranstaltung
dieses neuen Kirchenbuches mich desfals zu melden; habe aber nichts
erhalten könne, denn sie meynten dies ... wäre vor sie und ihre
Nachkommen zu beschwerlich. Vielleicht ist mein hl. Successor darin
einmal glücklicher ...
*** Oder nach bewandtniß der
Umbstände in Entstehung deßen, auch dem nächsten Prediger von hir, eg
Truttenau ...
... es bey Gelegenheit wieder aufzubringen, weder
ich habe seyn können. Damit aber gleichwol dergleichen nicht ferner, und
mit wichtigen Stücken vorgehen möchte; so habe ich in dem andern alten
Kirchenbuche in der Kirchen-chronica, nach beschaffenheit des noch
übrigen Raumes, alles dasjenige aufs sorgfältigste annotiret, was der
hl. Prediger zu Großzinder, der mir folgen wird, sowol von dem
Umbständen seiner Kirchen, als auch seiner gewißen und
accidental-Einkünften zu wißen nöthig hat: daß eine außführlichere und
weitläufigere Nachricht von diesem allem kan Er noch finden und lesen in
dem gelben Buche in folio / so genandt, weil es in gelb Pergament
gebunden ist / welches |
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in unserem Witwenkasten verwahrlich aufbehalten
wird, und allezeit, wenn es bedarf, bey dem hl. administratore des
gemeldeten Witwenkastens nachgeschlagen werden kan. Hier wil ich nur
dieses eintzige noch erinnern, denn mein herr successor, oder meine
Herren Successores ihr beschwerlich Antheil im Bruch-Lande * [Randnotiz]
gegen ein ander Vorteil durchsehn; die Feuerung vor ihr Hauß nebst
denen dazu erforderlichen fuhren sich franco und frey außerdem und sich
procuria könten, wie es etwa in Osterwick ist, so würden ihrem
Pfarrdienst ihre recht begeben [?] und außträglich machen. Denn es ist
gewißlich wahr, daß dieses dem Prediger dieses Ortes die meiste
beschwerlichkeit und oft den größten Verdruß macht. Manche wißen sich
einmals ein größer air zu geben, als wenn sie der Prediger umb fuhren
zum holtz oder Torff ansprechen laßen muß, damit Er ja überführet werde,
daß er hirin ihrer discretion leben müße, und solches durchaus keine
Schuldigkeit von ihrer Seiten sey. |
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm
Grimm: Witwenkasten: "opferstock in der kirche, aus dessen
ertrag witwen unterstützt werden ..."
Hier wird jedoch nicht deutlich, ob
es sich Art Versicherung für generell alle Witwen des Kirchspiels
handelt oder um einen Pfarr-Witwenkasten zu Gunsten der Witwen der
verstorbenen Prediger. |
Wiewol es ist das Großzindersche clima noch in
unterschiedlichen andern Stücken sehr fatal. Was sich mit dem Seel. hl.
Tobia Coleri alhir begeben, ist im andern Kirchenbuche gleich von Anfang
zu lesen: wobey ich aus eigener Erfahrung etliche observationes
beyzusetzen bin veranlaßet worden. Wie hier die bauern mit meinem Seel.
hl. antecessore hl. David Schmidten Hauß gehalten, davon weiß das gantze
Werder genug zu sagen. Und das sind Beweisthümer genug, daß die luft hir
nicht die beste seyn müße: sondern daß es hir noch eben so viel
unruhige, störrische, harte, trotzige, heimtückische, geitzige,
eigennützige, falsche, stoltze, aufgeblasene und wiederspenstige
Gemüther gebe, als wie vorhin und vor langen Jahren. Art pflegt von Art
wol nicht zu laßen: und wie die Alten sind, so werden auch die Jungen.
Ich weiß nicht, ob ich hier mehr Wolthaten genoßen, oder mehr Verdruß
vorlieb genommen, sonderlich wenn es die Vermiethung des (Anmerkung:
Kirchen-)Lands betroffen.
Gott bekehre sie; und mein hl. Successo wird sie
alle selbst einmal am besten kennen lernen.
Und hier folgen sie alle. Wenn nur alle vom
absurden heimtückischen Stoltze freij sein möchten: denn der plagt sie
zuweilen sehr. Summe: Bauern sind bauern. Sapienti sat! [Das Weise ist
ausreichend!] |
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