Nana Glen, Australien
Pulvermühle und Heinz
Da war ein
Fenster. Es war in vier mal sechs kleine Scheiben gleicher Größe
unterteilt. Unter ihm stand Heinz' Bett. Das war auf der "Pulvermühle",
ein Gut, nicht fern von Oliva gelegen.
Pulvermühle bei Oliva
Die
Pulvermühle war irgendwie ein Bauernhof, auf dem man uns erlaubt hatte,
uns einzunisten.
Der Krieg
war aus. Es wurde nicht mehr so viel getötet. Das Leben kroch aus den
Löchern und lüftete seine Hosen.
Die Russen
hatten alles Sagen, aber, glaube ich, sie wollten die Hilfe der wenigen
verbleibenden Bürger, Polen und Deutschen. Für die Pulvermühle war ein
kleiner, zäher, einäugiger Russe verantwortlich. Carpo war sein Name. Er
war kein Weichling. Einmal sah ich ihn einen russischen Offizier, der
ein betrunkenes Ferkel war und sich auch so aufführte, erbarmungslos
zusammenschlagen. Anschließend ließ er ihn einfach liegen. Kein Hahn
krähte darüber.
Da fällt
mir ein, in einem der Häuser, in denen wir in früheren Tagen hausten,
brachten die Russen einen jungen Soldaten mit einem Bauchschuss. Sie
legten ihn in den Flur. Und das war es. Er starb qualvoll nach ein paar
Tagen. Ich glaube, er oft murmelte "Mutga"
– Mutter.
Dieser
Carpo stellte Heinz als Kutscher an. Er mochte Heinz und liebte
Pferde. Er war eigentlich ein richtiger Bauer. Heinz war auch sehr
stolz auf Pferde
"Wiehernde Pferde
stampfen die Erde
warten auf Reiter
warten auf Sieg!"
Deutscher Kampfgesang auch noch nach dem Krieg.
"Turm um uns sich türmt,
Turm mit eisern Tor.
Besser wäre Glas,
helles klare Glass.
Wiehernde Pferde
stampfen die Erde....."
Und so weiter. Hatte eine gute, einfache, entfachende
Melodie.
Heinz'
Pferde waren schlanke, große Trakehner. Wie Zwillinge, falbenfarben,
temperamentvoll. Sie zogen nicht mit Gewicht, sondern mit Nerv. Heinz
war so stolz, dass er sie haben durfte. Sie fraßen ihn auf. Nichts war
ihm wichtiger als seine Pferde.
Carpo, der
Bauer-Soldat, wollte die völlig vernachlässigte Ernte einfahren, oder
das, was davon noch möglich war. Es war nicht viel mehr als Heu. Und das
tat er dann auch. Heinz hatte einen großen vollen Leiterwagen hinter
seinem Gespann. Der Wagen wurde turmhoch voller Heu geladen und uns
Brüder oben drauf. Ich war auch drauf, wie ich noch immer weiß.
Ach, habt
ihr je Pferdeärsche sich bewegen sehen, den Wagen ziehend? Der Geruch,
das Muskelspiel, der Respekt und die gewisse Furcht, die dir im Magen
wühlt? Ich erinnere mich daran, denn Heinz fuhr durch den Wald zurück
zum Hof durch einen Waldweg, der immer steiler wurde. Die Pferde zogen
nicht mehr am Geschirr, nein, die gesamte Last hing an ihren Hälsen, dem
Riemen am Nacken. Ich weiß nicht, ob der Wagen eine Bremse hatte. Doch
selbst wenn, Heinz konnte sie nicht erreichen, denn wir saßen doch hoch
oben. Ich denke mir, auch Heinz war innerlich blass. Die Pferde konnten
den Wagen nicht mehr halten. Heinz dachte wohl "Scheiße, ich lasse sie
rennen". Und das taten sie dann auch. Ausgestreckt. Der Wagen taumelnd
wie im Kino. Das trockene Heu wurde durchnässt wo immer einer von uns
saß, oder besser, ins Heu biss. Auch die Pferde wussten, dass sie das
nicht erfahren hätten sollen. Na ja, darum weiß ich es noch heute. Ich
habe Heinz sehr, sehr geliebt und ich werde noch einige Male auf ihn
zurückkommen, wenn ich es noch erlebe
– mein Blutdruck ist in letzter Zeit etwas
zu hoch.
Eines noch
will ich heute von Pulvermühle berichten. Zurück zu dem Fenster und
Heinz' Bett darunter. Das Fenster hatte ein Fensterbrett. Am Tage von
der Sonne bestrichen. Nun, Heinz brachte einen Käse heim. Quarkleich.
Er war der arbeitende Mann der Familie. Es war sein Käse. Er sollte ihn
essen, und nur er. Das tat er denn auch täglich in sehr kleinen Happen,
und oh Wunder, am nächsten Tag lag der Käse wieder vollständig auf dem
Fensterbrett!!?? Es muss wohl eine Art Jogurt gewesen sein.
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Hans-Jürgen Bömelburg: Zwischen
polnischer Ständegesellschaft und preussischem Obrigkeitsstaat, 1995,
Seite 386:
Daneben arbeiteten nordwestlich von
Danzig in der in der Nähe des Klosters Oliva Eisen- und Kupferhämmer,
die mit vor Ort gefundenen Rasenerzen und aus Schweden importiertem
Eisenerz betrieben wurden (vgl. Karte). Um 1800 wurde der Stand dieser
Industrie so beschrieben: "Das Amt Oliva zeichnet sich durch die vielen
darin liegenden Eisenfabriken aus, nämlich: durch die, 7 Privatpersonen
zugehörigen und um den Flecken Oliva liegenden Hämmer, einen Hammer im
Dorf Sukczyn, einen Hammer und 17 Schmiedewerkstätte auf dem
Silberhammer, einen Hammer und 4 Schmiedewerkstätte zu Brentau.'"
Weiterhin hieß es in einer Aufzählung: "Rahmel, ein Dorf, mit einem
Stahlhammer, Kahlbude, ein Dorf, mit 8 Eisenhämmern, Klein-Katz, ein
adliges Gut, mit 2 Stahlhämmern, Prangschin, mit einer Pulvermühle.
Diese Industrie hatte bis 1772 vor allem die Danziger Nachfrage gedeckt,
später arbeitete sie für das preußische Militär.
Wikipedia: Pulvermühle
In einer Pulvermühle wurden nach
Erfindung bzw. Verbreitung des Schwarzpulvers im ausgehenden Mittelalter
bis zur Neuzeit (etwa 1918) die zur Pulverherstellung notwendigen
Zutaten Holzkohle, Schwefel und Salpeter gemahlen oder zerkleinert und
zur explosiven Mischung zusammengestellt. Da die zur Herstellung von
Holzkohle häufig benutzten Faulbäume besonders in Tallagen anzufinden
waren und die meisten Pulvermühlen mit Hilfe von Wasserkraft angetrieben
wurden, lagen die meisten der Mühlen in Tälern an Fließgewässern.
Technik
Durch das Wasserrad wurden in den
Pulvermühlen Stampfen aus Holz angetrieben, deren Stoßfläche eine
Messingummantelung hatte. Die jeweils zu einem Paar angeordneten
Stampfen fielen abwechselnd in die Aussparungen des 'Grubenstocks' und
zerkleinerten dabei das Mahlgut.
Zuerst wurde der Schwefel und die
Holzkohle gereinigt, zerstoßen und gemischt. Der Kalisalpeter wurde in
heißer Salpetersäure aufgelöst und dazugegeben. Diese Mischung, die je
nach Verwendungszweck noch mit Wasser, Essig, Branntwein, aber auch mit
dem Urin eines Mannes, der zuvor Wein getrunken hatte, angefeuchtet
wurde, kam dann in den Grubenstock und wurde dort mit den Stampfen fein
zerstoßen und durchgemischt. Im Abstand von jeweils einer halben Stunde
mussten die Stampfen angehalten und die feuchte Masse gemengt werden.
Wiederum alle drei Stunden wurde der Brei aus den einzelnen
Stampflöchern des Grubenbaums genommen, zusammengemischt, neuerlich
angefeuchtet und wieder in die Löcher des Grubenstocks verteilt. Dieser
Vorgang wurde in einem Zeitraum von 30 bis 36 Stunden wiederholt. Danach
wurde das Pulver in unterschiedliche Körnungen unterteilt, indem die
noch feuchte Masse durch die Löcher eines Siebes getrieben wurde. Die
Körnung bewirkte eine engere Berührung der Pulverteilchen und bewirkte
ein gleichmäßiges Abbrennen. Durch die Wahl der Korngröße konnte das
Pulver darüber hinaus auf das jeweilige Geschütz abgestimmt werden.
Gefahren
Oft explodierten ("zersprangen") diese
Mühlen. Die Ursache konnte ein einzelner Funken sein, der beim
Einschlagen eines Nagels entstand, oder elektrostatische Aufladungen, um
deren Gefahrenpotential lange nichts bekannt war. Die Explosionen
ereigneten sich daher oft genug, ohne dass eine Ursache ausgemacht
werden konnte. Im Zeitraum von 170 Jahren explodierte z.B. die Mühle in
Wöhrd bei Nürnberg achtmal. Um den Schaden einer solchen Pulverexplosion
einzugrenzen, wurde oft ein zwei bis drei Meter hoher Erdwall um die
einzelnen Mühlen, aber auch Lager- und Verladestätten gezogen, der
jeweils zu einer Seite offen war (Hufeisenform), so dass der
Explosionsdruck nur das einzelne Gebäude zerstörte, jedoch nicht die
benachbarten Anlagen. Reste solcher Wallanlagen, aber auch Mauerreste
einer größeren Mühlenanlage finden sich z.B. im Dhünntal nahe Altenberg
im Bergischen Land.
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