Lebensberichte und Familienchroniken

Gottfried F.

Von Zoppot nach Australien - in vielen Schritten

22.10.2008

 

 

Nana Glen, Australien

Im Erdbeerfeld

Da war ein Erdbeerfeld. Nicht besorgt seit 1944. Aber es gab nicht auf. Aus der Erde krochen kümmerliche Knospen, aber waren am Leben. Erdbeeren hingen da, nicht so viele, doch wunderbar. Immer wenn ich Woolworth und seine Erdbeeren verfluche, dann ist es wegen jener damaligen Erdbeergerüche, ihres Geschmackes und der Wonne, sie mit der Zunge zu zerdrücken, sie in die Gurgel schleichen zu lassen, dann in den Knien zu erweichen, vor überglücklichem Genuss. Lange, lange ist’s her.

Manchmal, wie ein dummer Kopf, bin ich versucht, mir Erdbeeren zu kaufen, einfach um mich an ihnen zu besaufen. Doch sie sind dann in diesen australischen Gründen kaum gewachsen und haben nie gehört, was in alten Tagen Gaumen und Magen erleben konnten. Mit Behagen und ehrlicher Essers Freude. Ihre Bekanntschaft zu machen und ganz ohne Reue, aber mit größtem Genuss in Überfluss….

Zurück zu dem Erdbeerfeld, doch nur um es wieder zu verlassen. Wir grasten also durch das Erdbeerfeld. Mit Erfolg und Freude doch da war ein Geruch in der Luft. Bekannt und vertraut. Einer starb da im Gebüsch vor ziemlich langer Zeit.

Glaubt es oder nicht, aber man muss es sehen. Selbst wenn es schrecklich ist, man kann dem nicht entgehen.

So sahen wir den toten Mann, den wir schon riechen konnten. Er lag auf dem Rücken. Ein Gewehr lag neben ihm. Er war schon ziemlich durchwirkt von Würmern und der Zeit, den Stahlhelm auf dem Kopf, in Scherben. Zur unserer Überraschung war der Stahlhelm nicht gemacht, ihn Tag und Nacht zu beschützen. Dieser hatte es nicht getan. Er war in der Mitte zersplittert, und das auf eine Weise, wie man ein Fenster bricht. Nicht nur ein Loch, einfach hinein, nein der Stahl war in lange Splitter zerschmettert, wie Fensterglas.

Heute denke ich nun, der "deutsche Stahlhelm" war Scheiße. Zu gerade Flächen, zu steil, was den direkten Einschlag des Geschosses möglich machte.

Gut und stolz sah der Stahlhelm aus, und gab den Genen einigen Graus und vielen deutschen Soldaten ein Grab.

Des Tommis Helmet, oft belacht, war so viel besser auf jeder Wacht. War er doch einfach und beinahe dumm. Für Reklame, doch wer kehrte sich darum. Diese "Untertasse" auf eines Mannes Kopf, beschützte ihn doch. Je flacher der Helm … er war schwieriger zu treffen. Kugeln konnten ihn lecken, doch schwerlicher durchdringen.

Das denkend, muss ich das Lob auf den Sanitätsgefreiten Neuman singen. Der, schon lang ist’s her, erfand den Hosenträger.

"Ein dreifach Hoch, ein dreifach Hoch,
ein dreifach Hoch dem Sanitätsgefreiten Neumann,
der schon lange her, den Hosenträger hat erfunden.

Früher musste man sich plagen,
seine Hosen selber tragen.
heute wendet jeder Mann,     
Neumanns neue Hosenträger an."

Da existiert eine Melodie zu den letzten Zeilen, die ich nicht in der Lage bin zu übermitteln.

Es ist schon wahr, der Helm, das Gewehr, der Tote mit seinem Gestank, und dem völlig zersplitterten Helm. Es war ein Kopfschuss, und der deutsche Helm machte es möglich. Das Geschoss hatte keine Möglichkeit, abzugleiten. Es traf auf eine Stahlwand im rechten Winkel. Ich glaube, viele Männer fanden dadurch und in selbiger Weise den "Heldentot".

Ich sage das nur nebenbei, doch mit ganzer Seele. Gute Nacht.
 

Stahlhelme aus dem 1. Weltkrieg

Deutscher Stahlhelm

Britischer Stahlhelm

Das Web ist voll von Erfindungen des Sanitätsgefreiten Neumann!