Auf dem Weichsel-Werder-Ring
Die Entdeckung der Langsamkeit im Jahr 2013


 

 

Nach Weißenberg / Biała Góra bei der  Weichsel - Nogat - Verzweigung

 

Die Nogat hat uns wieder. Langsam entschwindet die Marienburg im Dunst.

Wir passieren - inzwischen mit Routine - die Schleuse von Schönau / Szonowo. Marten erwägt, sich als 3. Hilfsschleusenwärter anzudienen. Wehmütig  lässt er die Idee fallen, wir raten ihm ab. Im Vergleich zum Hauptschleusenwärter erscheint er noch nicht reif genug für diesen stressigen Job.

Folglich ziehen wir weiter mit Marten an Bord unsere Bahn auf der Nogat.

 

Wir erreichen die Schleuse zur Weichsel bei Weißenberg / Biała Góra - unsere Nogatreise nähert sich dem Ende.

Wir sind überrascht: Auf der Backbordseite vor der Schleuse ist ein piekvornehmer Anleger eingerichtet mit allem drum und dran - Stromanschlüsse, Duschen, etc.. Wir legen an. Der Hafenmeister fragt, ob wir über Nacht bleiben. Wir zögern, überlegen, ob wir noch in  die Weichsel fahren ... und entscheiden uns für einen geruhsamen wohlbehüteten Tagesrest in diesem Hafen.

Den Hafenmeister freut's, ebenso, als wir ihn zum Bier einladen ...

Dieser Ort, die Verzweigung von Weichsel und Nogat, veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder. Zum einen aufgrund von natürlichen Veränderungen der Flussläufe, zum anderen aufgrund von menschlichen Eingriffen. Im 16. und 17. Jahrhundert stritten sich die Elbinger und Danziger jahrzehntelang darum, wer wie viel Wasser in die Nogat bzw. Weichsel  abbekommt, um im eigenen Hafen nicht auf dem Trockenen zu sitzen. Die polnischen Könige durften entscheiden ... und machten es natürlich nie beiden Streitparteien recht.

Der letzte Eingriff ist die jetzige Schleuse. Durch diese bekommt die Nogat noch minimal Weichselwasser. Und Danzig und Elbing heute gar keines mehr ...

Weichsel und Nogat im 16. / 17. Jahrhundert. Links die Weichsel von Süden kommend, rechts unten die abgehende Nogat, rechts oben die Fortsetzung der Weichsel.
Aus: Abraham Hartwichs Geographisch-Historische Landes-Beschreibung deren dreyen im Polnischen Preußen liegenden Werdern, Königsberg 1733

Wir machen uns auf den Weg, die Schleuse mit der darüber führenden Straße und die Weichsel zu erkunden.

Sie hat - sicher ist sicher - doppelte Tore. Auf der Seite zur Weichsel hin sind zahlreiche Hochwassermarken befestigt ... wir versuchen, uns einen Wasserstand von 8,30 m vorzustellen ... dann steht der größte vor uns liegende Teil Land unter Wasser.

Wir schauen von der Schleuse auf die Nogateinfahrt und die dahinter liegende Weichsel ... und bekommen ernsthaft Muffensausen: Die Fließgeschwindigkeit der Weichsel, sie erscheint enorm hoch. Wie sollen wir da bloß mit unserem Motörchen gegen ankommen ???

Doch ein bisschen beunruhigt gehen wir zurück ...

Die Weichsel und ein stillgelegtes Wasserbauwerk von 1852 / 1879

Ein Gang nach Weißenberg hinein. Sonntagabend - tote Hose wäre untertrieben.

Das Kirchlein mit Friedhof. Es findet sich eine ganze Reihe an Grabsteinen mit deutschen Namen und Inschriften, auch aus der Nachkriegszeit. Ein Teil der Gräber muss bis in die neuere Zeit gepflegt worden sein, denn sonst wären die Inschriften nicht so gut zu lesen. Das heißt, einige der deutschsprachigen Bevölkerung sind nicht geflüchtet oder später ausgewiesen worden, sondern blieben hier.

Gewisse Mannschaftsteile tun so, als ob sie sich bilden ... dabei nickern sie nur vor sich hin ...
nun ja, nach diesen Anstrengungen ...