Auf dem Weichsel-Werder-Ring
Die Entdeckung der Langsamkeit im Jahr 2013


 

 

Auf der Elbinger Weichsel
zum Haff

Wir legen ab, fahren um Helgoland herum, warten, bis sich die Brücke öffnet und tuckern auf der Elbinger Weichsel Richtung Haff.

Das Wetter bessert sich, zunehmend dringt die Sonne durch die Wolken.

Ralf erweist sich noch ein bisschen erschöpft vom Vortag, ist aber bald wieder auf den Beinen.

Wir genießen die breite, schwimmfarnlose Fahrrinne und erfreuen uns an zahlreichen startenden und landenden Schwänen.

Siggi geht seiner nun täglichen Beschäftigung nach: Angelschnur ausrollen, Haken und Schwimmer befestigen, am Heck rauswerfen, den hinter dem Boot hergezogenen Schwimmer beobachten. Irgendwann holt er die Schnur wieder rein und verpackt sorgfältig die Angelausrüstung in einer Kiste. Mehr ist nicht zu berichten, denn in den gesamten zwei Wochen auf dem Wasser beißt kein einziger Fisch an. Siggi erlebt den Frust des Lebens, zumal wir an hunderten von Anglern vorbeifahren ... während wir anderen froh sind, bezüglich unserer Versorgung mit Lebensmitteln nicht auf Siggi gesetzt zu haben ... Es werden mehrere Thesen zu Siggis Misserfolg gehandelt: Wegen Überfischung gibt es keinen Fisch mehr - Wolfgang Naujocks bestätigt später, dass die Überfischung durch illegale Fischerei ein ernstes Problem im Werder sei. Dann sitzen all die Angler am Ufer und in ihren Booten nur da rum, um ein Ritual zu pflegen und die Zeit totzuschlagen? Aber es stimmt, was wir bei einigen Anglern in den Eimern an Fisch sehen, macht einen ziemlich kümmerlichen Eindruck. Demzufolge sind heute die vom polnischen König dem Dorf Stuba gewährten Rechte zur Fischerei von Zander, Braßen, Hecht, NeunAugen und gelegentlich Lachs in einem kleinen Arm der Nogath und im Haf nicht mehr das Papier wert, auf dem sie u.a. bei der Landeserhebung 1772 standen ... zumindest bezüglich der Versorgung mit Fisch ging es unserem 5-fachen Urgroßvater Ephraim Jahn (ca. 1730 bis vor 1789), Mitnachbar, Laaken und Großschipper in Stuba, offensichtlich besser als den heutigen Bewohnern ...

Die zweite These bzgl. des mangelnden Angelerfolges lautet: Die Fische sind faul. Die denken überhaupt nicht daran, einem mit drei bis vier Kilometer gezogenen Angelhaken nachzujagen. Sie sind es gewohnt, dass man ihnen den Haken vor die Nase hängt, so dass sie in aller Ruhe entscheiden können, ob sie nach dem Haken schnappen - oder auch nicht.

Die dritte These: Wir haben überhaupt keine Erlaubnis für das Angeln. Das wissen die Fische, und deswegen lassen sie Siggis Haken ungerührt vorbeisausen.

Und die letzte These: Wir haben - einschließlich Siggi - einfach keine Ahnung vom Angeln.

Nach einigen Erörterungen kommen wir fast einstimmig überein, dass These 4 am wahrscheinlichsten zutrifft ... Kopf hoch, Siggi!

Irgendwann liegt auf der Steuerbordseite die Hornkampe.

Dort ist 1792 unsere 3-fache Urgroßmutter Caroline Philippine Florentina Renate Wannow geboren, die ca. 1815 den Hofbesitzer und Kirchenvorsteher Johann Jacob Schumacher in Klein Zünder heiratete. 1836 verließ Johann Jacob Weib, Kinder und Hof und heiratete in einen Hof in Groß Zünder ein. Caroline Philippine Florentina Renate starb 1854 in Klein Zünder. Durch sie lässt sich eine direkte Verbindung zum 9-fachen Urgroßvater Mathias Wannow herstellen, 1547 bis 1589 Pfarrer in Sorquitten, Ostpreußen, Landwirt & Gutsbesitzer, geboren circa 1512.

An der Mündung der Elbinger Weichsel werfen wir einen kurzen Blick auf das Haff und biegen dann nach Süden in die Nogat ein.