

HMG schrieb Anfang der 80-er Jahre über Wanderungen zur
Nehrung Ende der 20-er / Anfang der 30-er Jahre:
"Die mit Hand an einem im Flußbett liegenden Kabel
gezogene Fähre brachte Menschen und Fahrzeuge nach Bohnsack, einem
Fischerort am Weichseldurchbruch. Von dort ging die Straße (befestigter
Teil geteert) am Südrand des Dünenstreifens bis Schiewenhorst. Dort, wie
überall an der Stromweichsel, eine Fähre, die durch Schrägstellen vom
Wasser von einer Seite zur anderen getrieben wurde. Weiter ging es und
da sind wir so manches Mal gegangen oder Rad gefahren durch Nickelswalde
nach Steegen, einem hübschen Ostseebad im Kiefernwald, und Stutthof am
Ende der Frischen Nehrung. Hier war Schluß mit der befestigten Straße
und einem Zweig der Kleinbahn. Von hier ging nur eine Straße im
Dünensand gen Osten bis dicht vor Pillau, wo die Wasserverbindung
zwischen Haff und Ostsee war. Selbst das nur wenige Kilometer von
Stutthof entfernte Fischerdorf Bodenwinkel mit seinen gut 1.000
Einwohnern hatte keine befestigte Straße. Nur Sand. Die Frische Nehrung
war ein uriges Gelände. Dünen, bewachsen mit Kiefern und Fichten. Fast
mannshohe Farne. Und keine Menschen. Selbst Zollbeamte haben wir nie
gesehen – irgendwo auf der Nehrung war die Grenze zwischen der Freien
Stadt Danzig und dem Deutschen Reich. Etwa in der Mitte der Nehrung, auf
deutscher Seite, das Ostseebad Kahlbude.
Einmal gingen wir – zwei Klassenkameraden und ich – in
den Osterferien auf dem noch zugefrorenen Haff in etlicher Entfernung
von der Nehrung über die Grenze (Übernachtung im Zelt aus einzelnen
Zeltbahnen, nix Nylon und dergleichen).
–
Unvergessen ein Sonnenuntergang über der Ostsee – es war am Tag
stürmisch gewesen, als Folge war die See mit weißen Schaumkronen
bedeckt. Wir gingen in Richtung See und blieben auf der letzten Düne
wirklich wie angewurzelt stehen. Soweit man sehen konnte: die See war
rot. Ich habe an der Ostsee sicherlich weit über 100 Sonnenuntergänge
gesehen, jeder war anders, jeder war stimmungsvoll. Doch der rote Schaum
war einmalig."

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