Chronik von Nickelswalde / Mikoszewo

von Heinz Albert Pohl, Lübeck - 10.07.1992

 

 

Als Studenten der Technischen Hochschule Danzig wohl in den zwanziger Jahren einen Ausflug mit der Kleinbahn nach Steegen unternahmen,entstanden diese Verse, die später jeder Lehrling bei der WKAG auswendig lernen mußte:

 

Eine Kleinbahnfahrt nach Steegen

 

Nach des Alltags Müh' und Sorgen

just an einem Sonntagmorgen

wandt zur Kleinbahn keck und Kühn

einst ich meine Schritte hin.

 

Nahm 'ne Fahrkarte nach Steegen,

an der Ostsee ist's gelegen.

Jeden Ort, den wir passieren,

will korrekt ich registrieren.

 

Abfahrt! Schon nach kurzer Zeit

unser Schaffner Sandweg schreit.

Knapp liegt die Station im Rücken,

Neuendorf wir schon erblicken.

 

Hinterher mit Recht und Fug,

reiht sich an der Knüppelkrug.

Eine Kirchturmspitze zeigt,

Reichenberg ist bald erreicht.

 

Weiter geht es wie im Flug

sichtbar wird jetzt Neupfundkrug.

Vor uns liegt auf weiter Halde

bald der schmucke Ort Gottswalde.

 

So geht's im Wiegen wie im Schweben

über Brücken, über Gräben,

wir sehen Menschen, Vieh und Kinder,

Schaffner ruft: Station Klein Zünder!

 

Von dieser Sorte gibt's genug,

der Zug steht gleich in Lauenkrug.

Nach Schmerblock kommen mittlerweile

wir wohlgemut in aller Eile.

 

It's Wahrheit oder ist es Trug?

Sind wir schon in Schusterkrug?

Die Stimmung wird fidel und heiter,

wir gondeln an der Weichsel weiter.

 

Man sieht dies Bild nicht alle Tage,

der Schaffner ruft: Hier ist Einlage!

Bei Schiewenhorst geht auf die Fähre,

der Zug mit seiner ganzen Schwere.

 

Fürwahr die Kleinbahn ist apart,

sie macht auch eine Wasserfahrt!

Ab Nickelswalde wie bekannt,

die Fahrt geht wiederum zu Land...

 

...'ne Strecke durch den grünen Wald

nach Pasewark, wo's Echo schallt.

Und Faule Lake hinterher,

zur Linken braust das weite Meer.

 

Doch immer weiter saust der Racker,

macht noch mal Halt in Junkeracker.

Die Glocke dient als Warnungszeichen,

dem Dampfroß zeitig auszuweichen.

 

So geht's auf krummen, geraden Wegen,

der Schaffner ruft: Ostseebad Steegen!

Willst überreizte Nerven stählen,

mußt du im Sommer Steegen wählen.

 

Der Ort strebt immer mehr empor,

dort lebt man billig mit Comfort.

 

Quelle: Die Museums-Eisenbahn 1/2005