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Chronik - P2 - Diverses |
Anmerkungen |
Anno 1729. d. 11. Junii Sonnabends vor Trinitatis
Abende ward eines Catholischen Einwohners, Nahmens Adam Barowsky Weib
sehr krank und verlangte ihren Pfaffen aus Gemblitz, umb sie zu
communiciren. Wie ich solches vernommen, verbote ich dem Kerl seinen
Pfaffen herzuhohlen; sondern er solte sein Weib nach Gemblitz hinführen
laßen, wie sich unsre leute auß Gemlitz zu ihren Beicht Vätern müsten
hinführen laßen. Er versprach es zu thun, und ist der Pfaffe auch
hernach mit seinem Willen oder sein erfordern nicht hergekommen.
Unterdessen hatte ich noch denselben Abend eine expressen an unsern
HochwolEhrw. hl. Seniorem, hl. Steinhauern, Predigern in Trutenau
(den Gott noch lange beym leben erhalten wolle) geschickt und mich bey
ihm dieses casus [Fall] wegen befraget: Der mir denn auch so gleich
gütige Antwort zukommen laßen, welche ich in originali, weil sie unsrer
hohen Obrigkeit Willen in diesem casu darstellet, hier zum Andencken,
und einmal meinem Künftigen Herrn Successori [Nachfolger] zur
nothwendigen Nachricht beygeleget. Drauf schickte ich nachdem ich diese
Nachricht von unserem hl. Seniore erhalten, selbige Nachricht so gleich
mit hin zu unserm damahligen Schultzen, ihn bittende, er möchte sie
lesen und dem Kerl Adam im Nahmen des Schultzamtes verbieten laßen den
Pfaffen …
NB: Ist sonst ein aufgeblaßner,
störrischer, geitziger undiensthafter und brutaler Mann, grob,
eigensinnig, ein großer raißneur [?] unvernünftig, über den Pred. u. sein
Amt, der mich oft hinterrücks u. fast schändlich beredet hat, ohne alles
Recht u. Ursache p.; yf. Kirchen-Chron. p. 4 margin.
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Nach einer Art Inhaltsverzeichnis
des Kb sowie Ausführungen über die Prediger und Lehrer in GrZ und KlZ,
die in die hier entsprechenden Web-Seiten integriert sind, bekommt das
Kb den Charakter einer Kladde, in der alles mögliche von diversen
Predigern notiert wird, versehen mit weiteren Anmerkungen durch Johann
Moneta. Die Einschübe und
Anmerkungen von Moneta sind in blau dargestellt.
Rhesa 1834 - Trutenau
8) Gottfried Steinhauer, zu Danzig 1651 geboren, ward von Wernersdorf im
großen Marienburg Werder im Jahre 1704 nach Trutenau berufen. Er trat
den 3. April sein Amt an und starb 1735 den 24. Septemb. im Alter von 84
Jahren. |
ST/ Hertzlichgeliebter Herr Collega,
Demnach ich schon im bette gelegen und mehrentheils
eingeschlafen, mich aber meine Frau aufgewecket, weil ich Sonnabend früh
zu bette gehe und morgens umb 2 Uhr wider aufstehe, so erhalte meines
hhl. Collegiae brief darinnen ich ersehe, daß ein Catholischer Mann bey
ihnen sehr kranck und desfals den Pleban von Gemlitz verlanget, auch zu
wißen verlanget, ob Er selbigen Zulaßen kann zu d. Patienten zu kommen.
Kürtzlich so gebe davon nachricht, daß dieser hl. brger M. zu mir
gesaget; wenn Er in mein Dorf kommen und seinen Patienten besuchen oder
Communiciren wollte, solte ich oder der Schultze freündl. mit ihn reden
und fragen, ob es denn auch aus Evangelisten Predigen sollte frey stehen
bey ihm die Patienten zu besuchen; so ich ebenfals mit ihm tractiret, er
mir aber geantwortet, Er vor seiner Person wollte es leiden, wann nur
der Bischof es zu laßn wollte. Darauf ich ihm gesaget, So möchte Er auch
fals es uns nicht zu lästig, anderungen laßen und ferner nicht mehr an
dem seinen Orte kommen, so viel zur nachricht, verbleibe nebst
hertzlichn gruß an deßn Fr. Eheliebste
Gebette
u. Der
Ragctein,
G.
Steinhauer P. T.
Trutenau d 11 Juny 1729 |
Eingehefteter Brief bzw. Abschrift
dessen |
… hier ins Dorf zu hohlen. Er aber hatte so wenig
liebe zu Gottes Wort und Ehre, daß er mir zurück antworten ließ: Er
hätte damit gar nichts zu thun, und würde sich darein nicht mischen. *
* Zudem könten sie im Dorfe Gemlitz
nicht mißen und könten, wenn sie einmal durchführen, Verdruß davon haben
und was dergleichen Kahle Entschuldigungen mehr waren.
Ich ließ ihm aber auch so gleich wieder sagen: es
wäre gut, ich hätte gethan, was meines Amts gewesen, wolte er nun sein
Amt auch nicht thun, und es würde uns künftig ein praejudicium daraus
erwachsen so möchte er es denn auch verantworten und würde ich mich denn
auch nicht damit abgeben. Sonntag drauf blieb nun die Sache stille, und
der Schultze fuhr auch pro forma weg, wenn ja der Pfaffen kommen solte,
umb nicht zu Hause zu seyn. Aber der Pfaffe kam erst Montags drauf, als
d. 13. Jun. da ihn ein Kerl auß der Kirchen Kate hergeholet hatte, und
zwar kam der Pfaffe mit seinen eigenen Pferden. Der Schulmeister meldete
es mir gleich, und ich schickt sofort zum gedachten Schultzen hin, mit
mir zu gehen der aber wieder nicht zu hause gewesen. Drauf zog ich mich
gleich an, umb in assistence Dan. Köpckens und Gerhard Kohlen
als Vorstehern der Kirchen mit dem Pfaffen das mündlich und Persönlich
zu tractiren was unser hl. Senior mir schriftlich gerathen und ihn zu
fragen : auß wasser Macht er solches thun. Aber ehe ich noch fertig
war, und noch ehr ich auß dem Hause kam, war der Pfaffe eiligst und mit
gröster confusion wieder vom Krancken heraus kommen, und über halß und
Kopf nach Gemblitz zurück gefahren, und ist er noch nicht eine minute
beym Krancken gewesen, denn es kam ihm fremde vor, warum die bauren wie
er sprach, so anfingen zu sammen zu treten? Und man hatte es ihm auch
gesaget, daß nach dem Prediger wäre geschickt worden ihn des fals zur
Rede zu setzen und ihn anzuhalten. Also entwischte der Pfaffe vor Dieses
mahl. Und dem alten redlichen Vorsteher * Gerhard
Kohlen kan ich nachsagen, daß er
sich sonderlich als einen
* et tunc videbatur [und dann
schien es]
rechtschafenen Israeliter vor Gottes Ehre postirt
erwiesen. Denn er ist zum Catholischen Volck selbst in Person
hingegangen, umb demselben diese That zu Verweisen, und als Vorsteher
aufs Künftige zu Verbieten: denn auch den Pfaffen, den er noch da zu
finden vermeynte, darum zur Rede zu stellen, Welcher aber schon
geflüchtet war. Nachgehends * ist die Sache
* Ad voc. Nachgehends Nehml. Es
gerieth nicht lang darnach, hl. Zumpe in Woßitze auß eben der Uhrsache
mit dem Pleban von Gemlitz in Wiederwillen, und da kam die Sache vorm
gantzen Rath, dieses beym official anbrachten, worauf das brevcom
[??]dem Geml. Pleban, so hier
in copia stehet, expedirt ward; Das aber ihm clanculum, sub vociby
antiqva praxi [unter der alten privaten Praxis] anbefohl und in specie
den Woßitzer ferner wie vorhin nicht in sein Dorf zu laßen, Krancke zu
bedienen, welches auch niemals geschehen; sondern ob er wol ungescheut
in Wossitz kam und hl. Zumpen es auch einmal wagen wollte, nach
Gemlitz zu kommen; so muste er doch wieder wegfahren und seinen Krancken
an der Gräntze unter dem freyen Himmel x) auf dem Hut, als dem Altar,
communiciret; ja ward hernach gar von dem Pleban in den Bann gethan und
mußte viel leyden. |
Gerhardt Kohl (II), * 1676, † 1757
Nachbar
Hof GrZ 01,
Kirchenvorsteher, Deichgraf, Schultze
Hans Bieberstein (II), * 1683, † 1719
Nachbar
Hof GrZ 04 &
Schultze
Christian Köpke (II),* 1678,† 1739
Nachbar Hof GrZ 16 |
Rhesa 1834 - Wossitz
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durch unsern hl. Bürger-meister Scil. [das ist] hl.
Gabriel von Boemeln an einen gantzen hochEdl. und hochw. Rath
genommen und durch diesen bey dem official in Dantzig anhängig worden:
darauf denn an den Gemblitzischen Pleban ein rescript außgefertigt
worden, davon die copia hier Signo ʘ beylieget, woraus die Situation
dieser gantzen affaire wird zu sehen seyn. Wer nun den Frieden am ersten
brechen wird, das wird die Zeit lehren. Tantum [nur]! *
* yf. supr; Nota bene (auf
expresses Verboth) ad Ғ) Endlich ist das herauß Kommen, weil der Geml.
Pleban einen als Frieden hielte; und wir auch sehen, daß wir von unsrer
Obrigkeit nicht geschützt würden, und nicht durften repressalien alien
brauchen; daß er ungescheut in alle unseren Dörfer zu Krancken kommt,
wozu wir nichts sagen noch thun konnen p. |
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